Detail: filigree grid around residential building The Line in high-strength concrete
Sebastian van Damme

Detail: filigree grid around residential building The Line in high-strength concrete

13 März 2023  •  Details  •  By Michiel van Raaij

Auf Overhoeks haben Orange Architects das Wohngebäude The Line rundherum mit einem filigranen Raster aus hochfestem Beton versehen. Wie genau sieht dieses Gitter im Detail aus? Architekt Jeroen Schipper von Orange Architects führte Architectenweb, die Schwesterfirma von Archello, durch das Gebäude und erläuterte ausführlich, wie die Fassade entstanden ist.

 

"In Overhoeks stehen robuste Gebäude in hoher Dichte zusammen", beginnt Architekt Jeroen Schipper von Orange Architects. "Deshalb kam uns die Idee, mit runden Balkonen, deren Balkonkanten zusammen mit vertikalen Elementen ein filigranes Gitter bilden, etwas Leichtigkeit hineinzubringen. So würde sich das Wohngebäude wie eine Art angedocktes Kreuzfahrtschiff in die Nachbarschaft einfügen."

"Weil wir auch ein steinernes Gebäude bauen wollten, sind wir schon sehr früh, während der Entwurfsplanung, auf hochfesten Beton gekommen und haben die Zusammenarbeit mit Hi-Con gesucht", so Schipper weiter. Mit dem ultrahochfesten Beton (UHSB) von Hi-Con können Balkone mit einer Wandstärke von 60 mm hergestellt werden. Daraufhin hat Orange Architects auch die vertikalen Elemente in ihrer Ansicht mit 60 mm versehen.

photo_credit Sebastian van Damme
Sebastian van Damme

Der hier verwendete hochfeste Beton ist mit rostfreien Stahlfasern versehen, die ihm eine etwa sechsmal höhere Druckfestigkeit verleihen als normalem Beton. Außerdem wurde dem Beton Mikrosilizium zugesetzt, das praktisch alle Poren des Betons verschließt. Der technische Name des hier verwendeten Betons ist CRCi 2, mit dem Ausleger von bis zu 3,6 Metern Länge hergestellt werden können. Die Auskragung kann dann 60 mm betragen, wobei sich der dahinter liegende Balkon natürlich verjüngt. Dies ist auch beim Wohngebäude The Line der Fall, wo sie bis zu 2 m auskragen. An der Fassade sind die Balkone ebenfalls "verjüngt", wobei sich der Beton der Fassadenebene anpasst.

Beim Gießen des Betons verwendet Hi-Con Holzschalungen. Beim Betonieren der Balkone von The Line wurde aufgrund ihrer komplexeren Form beschlossen, stehende Formen zu verwenden, so dass die Balkone auf der Seite gegossen wurden. Dabei wurden diese Formen von der gebogenen Seite her entformt.

Zusätzlich zu den Stahlfasern, die etwa 13 mm lang sind, haben die Balkone auch eine normale Bewehrung. Das macht es einfacher, mit ihnen zu rechnen. Und über diese Bewehrung sind die Balkone auch an der Haupttragkonstruktion des Gebäudes aufgehängt.

photo_credit Orange Architects
Orange Architects

Vertikale Elemente

"Mit diesen vertikalen Elementen werden die Balkone zu einer Art Veranda", meint Schipper. "So sitzt man ein bisschen geschützter, die Balkone sind immer noch ein bisschen mehr auf einer Linie mit dem Haus, statt wirklich im Park zwischen den Wohnhäusern zu sitzen." Dabei findet er es auch interessant, dass die Balkone perspektivisch ein wenig zusammenrücken. Dadurch hat das Gebäude eine mehrschichtige Fassade erhalten.

Die vertikalen Elemente, die Schipper auch als "Sticks" bezeichnet, dienen in erster Linie der Wahrnehmung des Gebäudes und haben ansonsten keine tragende Funktion. Deshalb sind sie auch an den Balkonen aufgehängt. Zu diesem Zweck wurden werkseitig Löcher in den Balkonen vorbereitet. In jedem Loch hängt eine Schraube in einem Gummi, an dieser Schraube hängt ein vertikales Element. Jedes vertikale Element hat zu diesem Zweck bereits ein Loch an der Spitze erhalten. Auf dem Balkon wird das Loch mit einer runden Fliese verschlossen. Dort, wo das senkrechte Element den Balkon unten berührt, wird es mit einem Haken befestigt. Die Löcher dafür sind ebenfalls werksseitig vorbereitet.

Wie die Balkone sind auch die vertikalen Elemente zusätzlich zu den Stahlfasern mit einer normalen Bewehrung versehen. Übrigens verhindern die abgerundeten Ecken der Schalung, dass die Stahlfasern aus dem Beton herausragen.

photo_credit Sebastian van Damme
Sebastian van Damme
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Sebastian van Damme

Wer sich das Betongitter in The Line genau anschaut, wird feststellen, dass seine Ansichten heller sind als der Beton dahinter. Der Entwurfsprozess ging zunächst von einer Produktion in den Niederlanden aus, wo der Beton etwas weißer sein würde. Später, als klar wurde, dass die Produktion in Dänemark stattfinden würde, und eine Probe davon erhalten wurde, stellte sich heraus, dass der Beton aus diesem Werk eine etwas grauhärtere Farbe hatte. Das lag einfach an der etwas anderen Zusammensetzung des dortigen Betons. Als Kompromiss wurde dann beschlossen, diesen hellgrauen Beton zu verwenden, ihm aber einen weißeren Anstrich zu geben. "Das ist eine Art Betonlack", scherzt Schipper. Bei den Balkonkanten wird die Ansicht beschichtet, bei den vertikalen Elementen sowohl die Stirnseiten als auch die Seiten.

Interessant an diesen vertikalen Elementen ist auch, dass gerade die kastenförmigen Seiten jetzt beschichtet sind, so dass die "Rückseite" nicht nur rauer, sondern auch einfach andersfarbig ist. Schipper: "Die Beschichtung verstärkt also den Effekt dieser glatteren, kastenförmigen Seiten gegenüber der raueren Rückseite."

photo_credit Hi-Con
Hi-Con
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Hi-Con

Runde Löcher in den Balkonen

Wie alle Gebäude auf Overhoeks - weil im städtebaulichen Entwurf von Geurst & Schulze so vorgeschrieben - hat The Line drei Rücksprünge nach oben. In der Logik des filigranen Rasters um das Gebäude wurden hier Balkonkanten geschaffen, über die niemand gehen würde. Damit hier und da Tageslicht hindurchfällt, haben Orange Architects runde Löcher in sie hineingezeichnet.

"Normalerweise werden diese dann während des Entwurfsprozesses herausgeschnitten", sagt Schipper. "Das ist auch hier passiert, aber kurze Zeit später kamen sie auch wieder rein, weil die Mehrkosten für die Aussparungen die zusätzlichen Materialkosten nicht aufgewogen haben." Der hier verwendete hochfeste Beton ist etwa 30-40% teurer als normaler Beton. So haben sich die runden Löcher in den Balkonkanten schon früher amortisiert.

Ein weiteres interessantes Detail der Fassade ist übrigens, dass sie keine Regenwasserabläufe (HWA) enthält. "Das Wasser läuft einfach vom Gebäude ab", sagt Schipper. Aufgrund der hohen Dichte des Materials und der Tatsache, dass es kaum Poren hat, verschmutzt der Beton kaum oder gar nicht, und das Wasser kann einfach über den Beton ablaufen. Verunreinigungen lassen sich leicht wieder abwischen. Das ist zumindest die Theorie; es wird interessant sein zu sehen, wie das Gebäude in zehn Jahren aussehen wird.

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Sebastian van Damme

Offene Umhüllung

"So wie bei einem Mantel die Außenseite anders sein kann als das Futter, fanden wir es hier interessant, der Fassade hinter dem filigranen Gitter einen anderen Charakter zu geben", sagt Schipper. Um diesem 'Futter' eine starke vertikale Linie zu geben, haben sich Orange Architects dafür entschieden, die geschlossenen Teile dieser Fassade mit Aluminium-T-Profilen zu versehen. Diese Profile sind leicht voneinander abgesetzt, so dass tatsächlich eine offene Fassade entsteht.

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