BAID Architekten aus Hamburg sind für die architektonische Gestaltung des ALDI Nord Campus in Essen-Kray verantwortlich. Das neue, signetartige Verwaltungsgebäude der ALDI Einkauf SE & Co. oHG wird Platz für bis zu 2.000 Mitarbeiter bieten.
Anfang März wurde der neue ALDI Nord Campus in Essen-Kray nach fast dreijähriger Bauzeit eröffnet. Der rund 100.000 Quadratmeter große Gebäudekomplex wurde von BAID Architekten aus Hamburg entworfen und ist ein bedeutender Meilenstein in der Unternehmensgeschichte des Essener Lebensmitteldiscounters. Auf einer Fläche so groß wie 14 Fußballfelder bietet das neue Gebäude eine hochmoderne, agile Arbeitswelt. Ein Arbeitsumfeld, das viel Raum für Kooperation und Kommunikation in neuen Arbeitsformen bietet. Der ALDI Nord Campus ist damit ein Symbol für den Transformationsprozess der Unternehmensgruppe ALDI Nord.
Die neue Heimat von ALDI Einkauf in Essen ist ein wichtiger und notwendiger Schritt in die Zukunft der Unternehmensgruppe als Erfinder des Lebensmitteldiscounters. Anpassungsfähigkeit ist im Handel unerlässlich, gerade in einer zunehmend internationalen und digitalen Welt. In der Architektur spiegeln sich neue Arbeits- und Kommunikationsstrukturen wider, die einen schnellen und offenen Austausch zwischen den Abteilungen und Mitarbeitern, sowohl extern als auch intern, ermöglichen.
Der ALDI Nord Campus besteht im Wesentlichen aus Großraumbüros, Co-Working-Flächen und Kommunikationsknotenpunkten für unterschiedlichste Anforderungen. Unter den insgesamt rund 1.200 Dauerarbeitsplätzen im Hauptgebäude befinden sich weniger als 50 Einzelbüros. Ein zentrales Café und das Betriebsrestaurant schaffen eine direkte Verbindung zur weitläufigen Parklandschaft mit Wasserbecken, Kräutergarten und Joggingstrecke, die von WES Landschaftsarchitekten gestaltet wurde. Ergänzt wird der Bürokomplex durch zwei Parkhäuser mit einer großen Solaranlage auf dem Dach, eine Kindertagesstätte, einen Pförtnerpavillon und einen Sportpavillon.
Der ALDI Nord Campus befindet sich im Industriegebiet von Essen-Kray. ALDI Nord hatte auf dem Gelände ein riesiges Lager betrieben, auf dem direkt angrenzenden Grundstück befindet sich das bisherige Verwaltungsgebäude, das derzeit saniert wird und vom "Erfinder des Discounters" weiter genutzt werden soll.
BAID Architekten wurden 2016 mit dem ersten Preis des geladenen Architekturwettbewerbs ausgezeichnet und überzeugten die Jury mit ihrer differenzierten und eleganten Architektursprache für ALDI Nord, die weit über die Grenzen des neuen Campus hinaus sichtbar ist. "Der Campus wurde nach den Anforderungen und Wünschen eines modernen Unternehmens entworfen und geplant, im Vertrauen auf die erfolgreichen Werte und mit Blick auf die Zukunft", sagt Architektin Jessica Borchardt, Gründerin und Geschäftsführerin von BAID.
Mit ihrem Entwurf haben BAID die ursprüngliche Topografie des Geländes wiederhergestellt und den rund 10 Meter hohen Niveauunterschied im Gelände mit dem Erdaushub für die neuen Gebäude geformt. Aus dieser Ausformung leiteten die Architekten die Leitidee für den gesamten Campus ab: Auf terrassierten Ebenen ordneten die Architekten die nach Funktionen gegliederten Nutzungseinheiten in einem Dreieck um den Höhepunkt des Campus - einen siebengeschossigen Büroturm - an. Mit ihrer aufgelockerten Campusgestaltung reagierten BAID auch auf das angrenzende, kleinteilige Stadtbild von Essen-Kray und entwickelten gleichzeitig ein neues grünes Quartier: Rund 450 neue Bäume wurden auf dem Campus gepflanzt.
Nachhaltigkeit und Weitsicht
BAID entwickelte für den Campus eine nachhaltige Architektur, die von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Zertifikat in Gold ausgezeichnet wurde. Entscheidende Nachhaltigkeitsfaktoren sind die große Solaranlage auf den Dächern der Parkhäuser, die konsequent intensive Dachbegrünung der Gebäude, die Nutzung von Geothermie über Wärmepumpen, ein Lüftungskonzept mit Wärmerückgewinnung und eine effiziente Grundversorgung des Campus mit Wärme und Strom über einen Fernwärmeanschluss. Besondere Elemente sind die beiden Wasserflächen auf dem Campus, die das auf dem Grundstück anfallende Regenwasser - auch von den Dächern - auffangen. Die Seen, die durch ihre Gestaltung weit mehr sind als bloße Regenwasserrückhaltebecken, erhöhen zudem die Aufenthaltsqualität auf dem Campus und verbessern das lokale Mikroklima deutlich. Für Jessica Borchardt ist der Inbegriff des nachhaltigen Bauens jedoch, wenn ein Gebäude seinen Nutzern lange Zeit zuverlässig dient und nicht schon nach wenigen Jahrzehnten ersetzt werden muss, weil es nicht mehr zur Unternehmensstruktur passt. Deshalb plant BAID alle seine Projekte mit größtmöglicher Weitsicht und gestaltet die Gebäude so flexibel und anpassungsfähig wie möglich.
Die erste Erweiterung des ALDI Nord Campus, die von Anfang an geplant war, steht kurz vor der Übergabe. Die Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten für Lüftung, Klimatisierung und Kommunikation erweist sich bei solchen wachsenden Projekten als besondere Herausforderung. Da die begrünte Dachlandschaft von Installationen freigehalten werden sollte, bietet nun ein erweitertes Untergeschoss die notwendigen Versorgungsmöglichkeiten für die Haustechnik. Zusammen mit dem geplanten Umbau der bestehenden Hauptverwaltung wird auf dem Campus Platz für bis zu 2.000 Mitarbeiter sein.
"Das moderne Gebäude entspricht hohen Nachhaltigkeitsstandards und bietet ausreichend Platz für alle ALDI Nord Mitarbeiter - ein wichtiger Schritt für uns als Arbeitgeber, um den zeitgemäßen Erwartungen an einen modernen und interessanten Arbeitsplatz gerecht zu werden", betont Torsten Janke, Geschäftsführer der Albrecht KG und als Bauherr verantwortlich für den ALDI Nord Campus.
Spontane, zufällige Begegnungen
Die gesamte Gestaltung des ALDI Nord Campus ist Ausdruck einer zeitgemäßen Unternehmenskultur in der Architektur, die auf Kommunikation und Austausch untereinander setzt. Der große Platz im Zentrum des Bürokomplexes ist der zentrale Punkt. Rund um die Leere, die sich über bis zu fünf Geschosse erstreckt, bieten die so genannten Communication Hubs zahlreiche Möglichkeiten für spontane Meetings. Alle Verkehrswege führen über die Plaza - jeder bewegt sich unweigerlich durch diesen Raum. Auch der Haupteingang des Bürokomplexes führt direkt in den zentralen Hub.
"Horizontal und vertikal an die zentrale Plaza angebunden, ermöglicht unsere Architektur zwangsläufig zufällige Begegnungen und barrierefreien Austausch über alle Bereiche hinweg", erklärt Jessica Borchardt.
Konstruktion und Formensprache
Die Plaza ist stützenfrei und wird durch ein großes, filigranes Glasdach mit Tageslicht durchflutet. Direkt an diesen zentralen Raum grenzen die wichtigsten zusätzlichen Einrichtungen für die ALDI-Mitarbeiter an: der Vortragssaal, das Betriebsrestaurant und das Café. Beide gastronomischen Einrichtungen ermöglichen mit ihren überdimensionalen Glasschiebetüren einen direkten Zugang zu den gestuften Außenterrassen an den beiden Seen. Zwischen den einzelnen Gebäudeteilen öffnet sich die Plaza mit ihren transparenten Glasflächen nach allen Seiten hin zur Parklandschaft. Blickfang auf der Plaza sind die beiden vertikalen grünen Wände, die das Mikroklima und die Akustik im großen Innenraum spürbar verbessern. In Kombination mit zahlreichen akustischen Maßnahmen, die alle Wand- und Deckenflächen einbeziehen, tragen sie zudem zu einer angenehmen Atmosphäre bei.
Der Grundriss des Platzes ist die prägende geometrische Figur für den gesamten Campus. Die signetartige Formensprache mit abgerundeten Dreiecken oder Polygonen zieht sich durch alle Gestaltungselemente, von den Grundrissen des Empfangs- und Sportpavillons und der Kindertagesstätte bis hin zu raumbildenden Elementen wie Oberlichtern, Fenstern oder Objekten in den Gebäuden. BAID entwarf das Gebäude als Stahlbetonskelettbau mit einer klassisch modernen, horizontal gegliederten Fassade mit Fensterbändern und weißen Aluminiumelementen. Die horizontalen Geschossdecken springen hervor und verstärken den linearen Eindruck. Geschosshohe Fensterelemente mit Dreifach-Isolierverglasung sorgen für eine optimale Tageslichtausbeute in den Bürobereichen.
Bemerkenswert ist die in zusätzlichen Untergeschossen untergebrachte und auf Erweiterung ausgelegte Technik- und Versorgungstechnik. Dadurch konnte die Dachlandschaft fast vollständig von haustechnischen Installationen freigehalten werden und sichert den Anschluss weiterer Ausbaustufen.
Bei der Innenraumgestaltung handelte BAID nach der Devise "plain and clean" und beschränkte sich auf vergleichsweise wenige, dafür aber langlebige Materialien und Oberflächen: Es dominieren gläserne, helle Wände und Decken, die Büros sind mit akustisch wirksamen und robusten Teppichböden in verschiedenen Grautönen ausgestattet, in den Verkehrsflächen und auf der Plaza wurde ein heller Terrazzoboden gegossen. Als Kontrast zu den enormen Dimensionen der offenen Bereiche hat BAID mit großflächigen und wegen der Akustik mikroperforierten Holzoberflächen gearbeitet, um den Komfort zu erhöhen. Möbel und dreieckige Leuchten in der blauen CI-Farbe von ALDI Nord werden punktuell eingesetzt und lockern mit ihrer dekorativen Farbe die Gestaltung auf.