Städtebau
Städtebauliche Idee war es, die drei bestehenden Gebäudeteile Altbau, Mittelbau und Altneubau durch einen ergänzenden Ersatzneubau zu einem gemeinsamen Gebäudeensemble zu entwickeln.
Auf der Seite zum Hochschulcampus, an die Stelle des ehemaligen alten Websaales, wurde der Neubau als dreigeschossiges modernes Gebäude mit Innenhof platziert. Er ordnet sich in seiner Kubatur und Gestaltung in den bestehenden Gebäudeverband ein. Die neue Fassade vermittelt durch Aufgreifen und Neuinterpretation von gemeinsamen Gestaltungsmitteln, wie Putzfassade, regelmäßigen Lochfenstern und abgesetztem Sockelbereich, zurückhaltend zwischen Alt und Neu. Der Bronzefarbton der quadratischen Neubaufenster ist an den am Altbau befundenen Fensterfarbton angelehnt.
An der Schnittstelle zwischen dem Altbau und dem Neubau wurde ein großzügiges zweigeschossiges Foyer geschaffen, das sich als bronzefarbene Fuge deutlich zum Altbau absetzt. Das Foyer übernimmt die Funktion des zentralen Zugangs zum neuen Hauptgebäude der Hochschule Zittau/Görlitz, in dem neben dem Rektorat auch die Hochschulverwaltung, der Fachbereich Elektrotechnik sowie das Hochschulrechenzentrum untergebracht sind.
Das technische „Herz“ des Verbindungsbaus bildet der neue Laborsaal für die praktischen Lehrveranstaltungen des Fachbereichs Elektrotechnik. Die Büros im ersten Obergeschoss des Neubaus gruppieren sich um einen Innenhof, in dem sich drei markante Oberlichter zur Belichtung des Laborsaals befinden. Im Sockelgeschoss sind die Anlagen der Gebäudetechnik hochwassersicher untergebracht.
Denkmalpflegerische Sanierung
Neben dem Neubau des Verbindungsgebäudes galt es, die bestehenden Gebäudeteile aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu sanieren und auf den aktuellen Stand des Brandschutzes, der behindertengerechten Erschließung und der energetischen Effizienz zu setzen.
Gemäß den modernen Ansprüchen an ein Lehrgebäude wurde die gesamte Haus- und Medientechnik neu eingebaut und die Hörsäle mit Lüftungsanlagen ausgestattet. Der Primärenergiebedarf des Hauses unterschreitet nach dem Umbau und der Sanierung die relevante EnEV 2009 um circa 21%. Der Wert ergibt sich durch die Dämmung des Dachs, die Erneuerung der Fenster und die Versorgung des Gebäudes mit Heizwärme, die in hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen erzeugt wird.
In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurden für die Altbauten besonders denkmalwerte Bereiche festgelegt, deren Sanierung auf der Basis restauratorischer Befunde und Aufmaße geplant und in allen Details mit den genehmigenden Behörden abgestimmt wurde. Dazu gehören alle Fassaden sowie die Treppenhäuser im Alt-, Mittel- und Altneubau.
Im Altbau wurden die originalen Kastenfenster als neue Holzfenster mit Isolierverglasung und außenliegendem Sonnenschutz denkmalgerecht nachgebaut. Die neuen Fenster nehmen die innere Ebene der Kastenfenster auf. Der dadurch im Sturzbereich entstandene Raum von ca. 10 cm wurde genutzt, um den Behangkasten zu integrieren. Der Sonnenschutz ist somit von außen nicht sichtbar. Die Außenseite der Fenster ist reich profiliert und in Anlehnung an den ursprünglichen Holzfarbton bräunlich gestrichen. Die Innenseite ist in gebrochenem Weiß gehalten.
Das historische Erscheinungsbild der Fassaden zum Stadtring wurde denkmalgerecht wieder hergestellt. Am Mittelbau wurden die Fenster denkmalgerecht erneuert und die Betonwerksteingewände aufgearbeitet. Der Außenputz wurde als durchgefärbter Kratzputz in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege komplett erneuert.
Besondere Detaillösungen
Für die Treppenhäuser als gliedernde und prägende Bereiche der Gebäude wurden spezifische Lösungen entwickelt, die sowohl den bauzeitlichen Charakter erhalten als auch modernen Sicherheitsansprüchen gerecht werden. Im Treppenhaus des Altbaus wurden die Bestands-türen durch Feuerschutztüren mit gleichen Abmessungen, Teilungen und Profilierungen ersetzt.
Das denkmalgeschützte, schmiedeeiserne Geländer wurde erhalten und um einen Obergurt ergänzt, um somit den zulässigen Mindesthöhen von Geländern zu entsprechen. Dabei musste die Konstruktion so ausgeführt werden, dass keine Schweißverbindungen zum Originalgeländer bestehen und die entstehenden Lasten in die Granitblockstufen abgeleitet werden können.
Die Stuckprofile an Decke und Wand konnten ebenso, wie das Bleiglasfenster an der Südseite, bewahrt werden. Auch die frei spannende Stuckdecke über dem Treppenraum wurde erhalten und zum Dachraum hin brandschutztechnisch verkleidet.
Das Geländer des Treppenhauses im Mittelbau musste ebenfalls erhöht und die Füllungen so ergänzt werden, dass es den heutigen Anforderungen an die Absturzsicherheit entspricht. Die Stufen aus schwarzem Werkstein wurden fachgerecht aufgearbeitet.
Die detailgenaue und sorgfältige Sanierung der Bestandsbauten arbeitet deren bauzeitliche Besonderheiten heraus und hebt durch den Erweiterungsbau die Qualität des Gesamtensembles. So vereinen sich vier Zeitschichten in einem Gebäudeensemble, das sich nach Abschluss der Sanierungs- und Neubaumaßnahmen als neues Hauptgebäude der Hochschule Zittau/Görlitz repräsentiert und zur Steigerung, auch im städtebaulichen Kontext, des Hochschulstandortes Zittau als „University of Applied Science“ beiträgt.