Das GRAFTLAB wurde als Labor für moderne Arbeitswelten in der Kreativwirtschaft konzipiert und fördert neue Formate der Zusammenarbeit durch einen Fokus auf Flexibilität und Kooperation. Im Herzen Berlins gelegen, repräsentiert es mit seiner offenen, transparenten Gestaltung die Bedeutung der Kreativbranche in der Stadt.
Im Kontext zukunftsorientierter Arbeitsformate - von der klassischen Büropräsenz über die digitale Transformation bis hin zu Remote Working und Third Places - bietet das GRAFTLAB viel Raum für Zusammenarbeit und Begegnung. Das Grundstück an der Kreuzung Invalidenstraße/Ackerstraße im Norden von Berlin-Mitte wurde 2013 von den GRAFT Gründungspartnern erworben.

Das GRAFTLAB verbindet mit seinen integrierten Wohneinheiten Wohnen und Arbeiten in der für das klassische Berliner Quartier typischen Nutzungsmischung. Das neue Gebäude zeichnet sich durch den Kontrast zwischen der urbanen Lebendigkeit der belebten Invalidenstraße und dem ruhigen Refugium des begrünten Innenhofs aus.

Der neue Baukörper nutzt die schwierige Geometrie des Grundstücks geschickt aus - seine L-Form schließt den Blockrand entlang der Straße ab und umschließt die Brandwand der angrenzenden Gebäude, so dass ein großzügiger Grünraum im rückwärtigen Bereich entsteht. Das Nachbargrundstück ist ein denkmalgeschütztes Ensemble einer evangelischen Kirchengemeinde, zu dem auch eine von Karl Friedrich Schinkel entworfene Kirche gehört, die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde. Als neues städtebauliches Element versucht GRAFTLAB mit seinen zurückgesetzten Obergeschossen und der Kubatur zwischen diesem historischen Ensemble und den höheren Gebäuden der Umgebung zu vermitteln.

Die Faltung und Entfaltung der Fassade entlang der Ackerstraße akzentuiert die Gebäudeecke und schafft gleichzeitig einen visuellen Bezug zu dem vorspringenden Erker des benachbarten Pfarrhauses. Die gesamte Außenhülle von GRAFTLAB wurde als ruhige, durchgehende und homogene Glasfassade mit horizontalen sandfarbenen Metallverkleidungselementen gestaltet. Diese, wie auch alle anderen Aspekte der Fassade, wurden mit dem Denkmalschutz abgestimmt - die Farbe ein optischer Hinweis auf die formalen Sandsteinelemente des Klerikerhauses.
Das GRAFTLAB beherbergt auf sechs Etagen die Berliner Büros der GRAFT Architekten, die Büroräume weiterer Unternehmen aus der Architektur- und Kulturszene, Gewerbeeinheiten sowie fünf Wohnungen. Von Beginn des Planungsprozesses an war es das Ziel, kein Gebäude mit nur einer Nutzung zu errichten, sondern ein Gebäude mit einer lebendigen, gemischten Gemeinschaft zu schaffen, das ein aktiver Teil der Berliner Kulturszene werden sollte - ein bewährter Faktor bei der Wiederbelebung lokaler Nachbarschaften und ein Beitrag zur weiteren Entwicklung der deutschen Hauptstadt.

Die Büros des Architekturbüros GRAFT sind als offene Landschaft konzipiert, die Annehmlichkeiten für die verschiedenen Aspekte des Büroalltags bietet, angefangen bei der großzügigen Freitreppe im Eingangsbereich, die als Auditorium für Präsentationen von Mitarbeitern oder externen Partnern dient. Das gesamte Erdgeschoss ist ein Gemeinschaftsbereich für die Mitarbeiter, der die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum verwischt: ein Ort, an dem Gemeinschaftsbildung, körperliche Betätigung und Besprechungen fließend ineinander übergehen.

Das Büro von GRAFT erstreckt sich über drei Etagen, die durch ihre miteinander verbundenen Lufträume ein räumliches Kontinuum bilden. Die Arbeitsbereiche sind als variable Freiflächen konzipiert, die mit internen Telefonzellen, Lounges und anderen vertrauten Elementen wie Teeküchen und Besprechungszonen durchsetzt sind. Unabhängig von den darunter liegenden Büros befindet sich im vierten Obergeschoss die Konferenzebene - eine Reihe von fließenden Formen in Eierschalenweiß. Diese räumliche Trennung gibt anderen GRAFTLAB-Mietern und externen Partnern die Möglichkeit, die flexiblen, lichtdurchfluteten Räume des Konferenzbereichs selbständig und ohne Unterbrechung zu nutzen.

Alle Geschosse haben Zugang zur vollverglasten Rückseite des Gebäudes, die den Blick auf den begrünten Hinterhof und den angrenzenden Park freigibt. Das Erdgeschoss des Gebäudes bietet einen barrierefreien Zugang zu den Grünflächen dieses rückwärtigen Bereichs, in dem ein Beispiel für den SOLARKIOSK von GRAFT zu sehen ist - entwickelt als Wachstumsmotor für saubere Energie in netzunabhängigen Gemeinden in Afrika.


Die Haustechnik von GRAFTLAB basiert auf einer Mischung aus High- und Low-Tech: Statt einer komplexen automatischen Klimaanlage nutzt das Gebäude die natürliche Luftströmung von der Tiefgarage in die oberen Büroetagen. Um im Sommer eine nächtliche Abkühlung zu gewährleisten, wird die Luft von der kälteren Nordseite des Gebäudes angesaugt und im Gebäude umgewälzt. An heißen Sommertagen sorgt eine von einem effizienten Biogas-BHKW betriebene Lüftungsanlage für zusätzliche Kühlung. Überschüssig erzeugte Energie wird in die E-Ladestationen in der Tiefgarage eingespeist, so dass die Energieeffizienz des Gebäudes in saubere Mobilität im urbanen Raum umgewandelt wird.


Project partners: Lars Krückeberg, Sven Fuchs, Wolfram Putz, Georg Schmidthals, Thomas Willemeit
Project lead: René Lotz, David Wurth, Raphael Hemmer, Matthias Rümmele
Planning team: Paulo de Araujo, Benedikt Boschert, Justin Bouttell, Marvin Bratke, Evgenia Dimopoulou, Ana Maria Galvez Castillo, Sebastian Gernhardt, Agata Glubiak, Thomas Grabner, Felix Grauer, Philippe Grotenrath, Moritz Hanshans, Dennis Hawner, Jean-Rémi Houel, Izabela Anna Kordyka-Ostrowska, Sascha Krückeberg, Thomas Niederberger, Paula Rosch, Thomas Quisinsky, Benjamin Rieß, Louise Seyb, Jörg Stanzel, Elena Suarez, Max Unterfrauner, Philip Weibhauser, Max Wittkopp
Coordinator GRAFT: Tobias Hein
Relocation team GRAFT: Nikolas Krause, Niklas Labuhn, Roman Puzicha

