Coldefy hat für das französische Designhaus und die Traditionsmarke Hermès eine Lederwarenfabrik in den Ardennen entworfen. Die "Maroquinerie de la Sormonne" ist die zweite derartige Fabrik in der Region für Hermès, deren durchdachtes Design das archetypische Lederatelier neu interpretiert. Coldefy entwarf ein Gebäude, dessen Design das Wohlbefinden der Handwerker fördert, sich sensibel in die umgebende Naturlandschaft einfügt und eine hohe Umweltleistung erbringt.
Die Fabrik als Haus
Bei der Überarbeitung der archetypischen Produktionswerkstatt bestand die Herausforderung für Coldefy darin, sich mit den Konventionen auseinanderzusetzen, die sich aus der Prozess- und Produktionslogistik ergeben. Um sowohl eine einladende Umgebung als auch eine vollwertige Lederwerkstatt zu schaffen, entwarf das Studio ein Gebäude, das "Weichheit, Nüchternheit und technische Raffinesse" vereint. Coldefy beschreibt seinen Entwurf als "ein Dorf von Handwerkern in einem großen horizontalen Haus, dessen 'gefaltetes' Design ein neues Vordach aus Holz bildet". Das traditionelle Sägezahndach der Werkstatt, das die Handwerker bei ihrer Arbeit optimal beleuchtet, wurde zu einem Giebeldach umgestaltet, das ein Haus symbolisiert. Die verglaste Nordseite wird durch einen Überhang vor der südlichen Sonneneinstrahlung geschützt.
Im Inneren "setzt der allgegenwärtige 'diagrid'-Holzrahmen die Symbolik des Hauses fort", sagt Coldefy. Die Idee des Hauses als heimeliger Lebensraum schafft eine eher häusliche Atmosphäre für die Lederwarenwerkstatt. Es trägt dazu bei, eine Umgebung zu schaffen, die Konzentration und Zusammenarbeit fördert. Im Sinne der Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten entwarf Coldefy eine Abfolge von Räumen, die auf natürliche Weise den Dialog fördern sollten.
Konstruktion und Materialien
Das 5.700 Quadratmeter große bioklimatische Gebäude ist mit verkohltem Holz verkleidet, das die geschwungenen Glasfassaden einrahmt. Auskragungen, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstrecken, beherbergen Verandabereiche und Terrassen. Der Innenplan der Fabrik ist eine direkte Übersetzung des idealen funktionalen Layouts. Coldefy erklärt: "Eine Reihe von vier Schneidewerkstätten bildet das Herzstück der Lederfabrik. Die Größe und die Proportionen dieser Werkstätten können leicht angepasst werden, indem die Trennwände innerhalb des vorgegebenen strukturellen Rasters neu angeordnet werden. Das Gebäude als Ganzes ist multifunktional und flexibel konzipiert und damit zukunftssicher für veränderte Bedingungen und Bedürfnisse.
Die Maroquinerie de la Sormonne ist hauptsächlich aus Holz gebaut und hat nur einen Betonboden. Die Fassaden des Gebäudes bestehen aus dunkel getöntem Aluminium und einer Verkleidung aus gebranntem Holz, die durch einen Holzrahmen zusammengehalten wird. Die Verkleidung aus gebranntem Holz stammt aus einer traditionellen japanischen Methode des Holzschutzes, die als shou sugi ban bekannt ist. Diese Methode verleiht dem Holz eine außergewöhnliche Festigkeit und Haltbarkeit sowie eine dekorative Oberfläche. Coldefy bezog das Holz vor Ort - eine Douglasie, die in den Ardennen geerntet wurde. Das Dach der Fabrik ist mit schwarzem Stahl verkleidet, der das gebrannte Holz ergänzt.
Die Hermès-Fabrik befindet sich in einem Industriegebiet in den Ardennen, eingebettet in einen Park. Coldefy arbeitete mit Umweltexperten zusammen, um die biologische Vielfalt des Gebiets zu schützen, zu erhalten und zu verbessern. Es wurden lokale Pflanzenarten und ein Obstgarten gepflanzt.
Bioklimatischer Entwurf
Das bioklimatische Design der Maroquinerie de la Sormonne steht im Einklang mit den ökologischen Ambitionen von Hermès und Coldefy. Die Fabrik wurde so konzipiert, dass sie den französischen Zertifizierungsstandards E4C2 entspricht, die anhand von zwei Kriterien bewertet werden: Energie (E) und Kohlenstoff (C). Ein E4-Label, die höchste Stufe, bedeutet, dass die Fabrik ein positives Energiegebäude ist. Ein C2-Label, ebenfalls die höchste Stufe, steht für einen effizienten Betrieb, der den Kohlenstoff-Fußabdruck der Fabrik reduziert.
Um die E4C2-Zertifizierung zu erhalten, verfolgte Coldefy einen ganzheitlichen Planungsansatz, der auf Low-Tech, gesundem Menschenverstand und Nachhaltigkeit basiert. Zu den Umweltmaßnahmen gehören: Wasserrückgewinnungswiesen und -gräben zur Pflanzenkläranlage, die Verwendung kohlenstoffarmer Materialien, Solarzellen auf dem Dach (die zu 100 % erneuerbare Energie liefern), ein geothermisches Heizungs- und Klimatisierungssystem und eine Hochleistungsisolierung aus Steinwolle.