Das Stuttgarter Büro Herrmann+Bosch Architekten hat ein hölzernes Parkhaus in Wendlingen entworfen, das in Zukunft zu Wohn- oder Büroräumen umgebaut werden kann. Das 10.880 Quadratmeter große Parkhaus liegt an einer Fußgängerachse zwischen dem neu geplanten Otto-Quartier und dem Bahnhof Wendlingen. Das Otto-Quartier ist ein neues, gemischt genutztes und klimafreundliches Stadtquartier, das auf den ehemaligen Mühlengebäuden der Otto Textil GmbH aus dem 19. Jahrhundert entsteht.


Förderung der umweltfreundlichen Mobilität
Das Holzparkhaus verfügt über 349 Stellplätze auf fünf Ebenen. Mit seiner Lage in der Nähe des Bahnhofs fördert das Gebäude eine umweltfreundliche Mobilität. Es gibt E-Ladestationen für Autos und E-Bikes sowie sichere Abstellplätze für 200 Fahrräder. Eine Park-and-Ride-Anlage dient auch der Entlastung des Verkehrs in der Region Stuttgart.



Ein zukunftsweisender und geradliniger Holzmassivbau
Das Parkhaus zeichnet sich durch seine ovale Form und seine ungewöhnliche Holzbauweise aus (Parkhäuser werden normalerweise in Beton gebaut). Die längliche Form des Bauwerks, die durch ein begrenztes Grundstück bestimmt ist, maximiert die Flächeneffizienz. Herrmann+Bosch Architekten entwarfen ein zukunftsweisendes Parkhaus in Holzmassivbauweise, vor allem mit Brettsperrholz (CLT)-Decken und Brettschichtholzbalken und -stützen. Aus statischen und brandschutztechnischen Gründen sind die Rampen und zwei Treppenhäuser in Beton ausgeführt. Die Böden haben eine dauerhafte Gussasphaltdecke. Das Parkhaus ist benutzerfreundlich und verfügt über stützenfreie Stellplätze. Dies ermöglicht eine freie Spannweite von 16 Metern für die Brettschichtholzträger.
Die Garage besteht, gemessen am Volumen, zu zwei Dritteln aus Holz und zu einem Drittel aus Beton. Insgesamt wurden 2.400 Kubikmeter Holz verbaut.




Der Bauprozess der Garage war einfach und effizient. Vorgefertigte Holzelemente wurden vor Ort mit einem einfachen Stecksystem zusammengesetzt. Durch die Leichtbauweise und den minimalen Einsatz von kohlenstoffintensiven Materialien wie Beton und Stahl wurde der CO2-Fußabdruck des Projekts erheblich reduziert. Es wurden keine Verbundwerkstoffe verwendet, und alle Verbindungen wurden mit Schrauben oder ineinander greifenden Gelenken hergestellt, was eine einfache Demontage, Trennung und Wiederverwendung der Materialien ermöglicht.


Flexibel und zukunftsorientiert
In Erwartung einer Zukunft mit weniger Autos entwarfen Herrmann+Bosch Architekten ein flexibles Gebäude mit dem Gedanken an eine adaptive Wiederverwendung. Jedes Stockwerk des Parkhauses hat eine Geschosshöhe von 2,35 m und eine Höhe von 3,4 m zwischen den Trägern, im Gegensatz zu 2,1 m bei einem herkömmlichen Parkhaus. Diese größere Geschosshöhe und das Fehlen von Stützen ermöglichen eine spätere Umnutzung des Parkhauses zu Wohn- oder Büroräumen. Die zentral gelegenen Rampen können geschossweise entfernt werden und werden durch einen hellen Innenhof ersetzt, der Licht ins Innere bringt.



Umweltfreundliche Gestaltung
An der Nordseite des Gebäudes wird eine schalldichte Fassade aus transluzentem Profilglas alle Ebenen überdecken. Damit wird die geplante Wohnbebauung des Ottoviertels vom Lärm des Parkhauses, einer angrenzenden Bahnlinie und einer Straßenbrücke abgeschirmt. Die Südfassade des Gebäudes bleibt offen, so dass die sichtbare Holzkonstruktion zur Geltung kommt und das ästhetische Erscheinungsbild verbessert wird.
Auf dem begrünten Dach ist eine Fotovoltaikanlage angebracht, die erneuerbare Energie liefert. Diese Energie wird den Strombedarf verschiedener Parkeinrichtungen, einschließlich E-Ladestationen, decken. Die offene Fassade sorgt für eine natürliche Belüftung, wodurch kostspielige Lüftungstechnik und Brandschutzsysteme überflüssig werden.
Ein umfassender Plan zur Regenwasserbewirtschaftung ist so konzipiert, dass er auch bei starken Regenfällen greift und das Klima schont. Das Konzept stützt sich auf das innovative städtebauliche Modell der "Schwammstadt".

