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Temporary Munich cultural center is constructed from steel sheet pile walls
Oliver Jaist

Temporäres Münchner Kulturzentrum wird aus Stahlspundwänden errichtet

30 Okt. 2023  •  Nachrichten  •  By Gerard McGuickin

Das Münchner Büro Mahlknecht Herrle Architektur hat für das ebenfalls in der bayerischen Landeshauptstadt ansässige Künstlerkollektiv Schwere Reiter ein Interimsdomizil entworfen. Das Entwurfskonzept für das neue Kulturzentrum, einen Raum für Tanz, Theater und Musik, basierte auf mehreren Parametern: den Bau in kürzester Zeit zu errichten, die Atmosphäre des bisherigen Gebäudes der Schwere Reiter zu erhalten und etwas Neues zu schaffen. Mahlknecht Herrle Architektur erklärt, dass der temporäre Charakter des neuen Gebäudes "durch eine einfache Bauweise mit einem klaren statischen System und Materialien, die nach dem Rückbau weitgehend recycelt werden können, untermauert wird."

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Das neue Kulturzentrum zeichnet sich durch eine schwere, industrielle Fassade aus rostigen Stahlspundwänden aus, wie sie bei anspruchsvollen Projekten wie dem Hafenbau oder der Sicherung von Baugruben üblich sind. Als temporäres Bauwerk für den Schweren Reiter dienen die Spundwände als Fundament und sorgen für eine raue äußere Struktur, die mit ihrem groben Profil dem Charakter des Münchner Kreativquartiers entspricht. "Die Spundwände sind eine schnelle und einzigartige Lösung", sagt Mahlknecht Herrle Architektur. "Das schnelle Einbringen der Spundwände bis zu 3,5 Meter in den Boden ermöglicht eine erhebliche Zeitersparnis im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen." Spundbohlen können zudem mehrfach wiederverwendet werden und haben eine Lebensdauer von rund 100 Jahren.

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Die Eingänge und Öffnungen des Gebäudes sind durch erhöhte Spundwände gekennzeichnet. Der Haupteingang zum Aufführungsraum befindet sich auf der Nordseite, gegenüber dem früheren Haus des Schweren Reiters. Ein helles, großzügiges Foyer mit hohen Fenstern, die den Blick auf die Dachauer Straße (Münchens längste Straße) freigeben, führt in den Aufführungsraum. Im Inneren ist die tragende Struktur sichtbar: Stahlträger, die sich über die gesamte Breite des 1.050 Quadratmeter großen, eingeschossigen Gebäudes erstrecken, verstärken die industrielle Ästhetik des Gebäudes. "Ihr First sitzt außermittig, um einen symmetrischen Luftraum als Voraussetzung für eine optimale Akustik zu schaffen", sagt Mahlknecht Herrle Architektur.

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Mahlknecht Herrle Architektur verzichtete bei der Gestaltung des Gebäudes weitgehend auf abgehängte Decken zugunsten der Raumhöhe. Die Untersicht der Stahlträger nimmt die Technik auf und verstärkt den rohen, ungeschliffenen Charakter des Bauwerks. "Die Innenraumgestaltung ist von der Statik losgelöst, was eine flexible Anordnung der Räume und deren Nutzung ermöglicht", so das Büro. Die Auswahl der soliden und robusten Baumaterialien lässt sich dank der modularen Bauweise und des hohen Vorfertigungsgrads des Gebäudes schnell montieren. Die Holzständerwände hinter den Spundwänden wurden werkseitig hergestellt.

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Über einen zweiten Eingang an der Westseite des Gebäudes sind ein Proberaum und Büros für die einzelnen Sparten des Schweren Reiters (Tanz, Theater und Musik) zugänglich. Durch die Zonierung über die beiden Eingänge funktionieren Proberaum und Aufführungsraum unabhängig voneinander - sie können bei Bedarf über Verbindungstüren verbunden werden. Garderoben, Lagerflächen und Einrichtungen flankieren den Aufführungs- und Proberaum auf der Ostseite. Zur robusten Bauweise des Gebäudes gehört, dass in den Fluren, im Foyer und im Eingangsbereich strapazierfähige Gehwegplatten als Bodenbelag verwendet wurden, die eine Verbindung zwischen außen und innen herstellen.

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Mahlknecht Herrle Architektur
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Die Firma Schwere Reiter musste ihr bisheriges Gebäude wegen Baufälligkeit vorübergehend verlassen. Mit Hilfe von Spundwänden wurde der Rohbau des neuen, provisorischen Gebäudes der Schwere Reiter innerhalb von zwei Monaten errichtet. Es ist vorgesehen, dass das Künstlerkollektiv den Raum zehn Jahre lang bewohnt. Die Planungs- und Bauweise sieht vor, dass das Gebäude nach dieser Zeit vollständig abgebaut werden kann - die Materialien können dann in weiteren Projekten wiederverwendet werden.

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Das Interimsheim von Schwere Reiter wurde mit dem German Design Award 2023 ausgezeichnet.