Das Coppenrath Innovation Centre befindet sich auf dem ehemaligen Güterbahnhofgelände in unmittelbarer Nähe zum Fluss Hase und dem Hauptbahnhof. Der Ringlokschuppen wurde 1913 in Verbindung mit zwei Drehscheiben errichtet und steht unter Denkmalschutz. Nach jahrelangem Dornröschenschlaf des Areals erhält es über die Revitalisierung des Ringlokschuppens zu einem Forschungs- und Lehrgebäude mit Büros und integriertem Auditorium einen Initial-Impuls, der in der ganzen Stadt spürbar ist.

Die Außenhülle des Ringlokschuppens wurde erhalten und sorgfältig restauriert, um seine historische Bedeutung zu bewahren. Das Gebäude ist ein Symbol für die industrielle Vergangenheit der Region. Das Ensemble ist in drei ebenerdige Baukörper gegliedert, die als großräumige Hallen kreissegmentartig angeordnet sind. In dem kathedralartig ausgebildeten Mittelbau befindet sich das zweigeschossige Innovatorium, eine moderne Veranstaltungslocation, die öffentliche Veranstaltungen für 400 Personen erlaubt.

In die beiden anschließenden Hallen wurden - ähnlich wie einst die Dampflokomotiven - pro Segment in dem höheren Hallenteil zweigeschossige Holz-Raummodule in freiem Spiel eingeschoben bzw. eingestellt. Der niedrigere Hallenteil erhält vereinzelt eingeschossige Module und behält damit seinen hallenartigen Charakter als Raumkontinuum. Alle Raummodule sind in BIM als elementierte Massivholzkonstruktion ausgeführt.

Die Gebäudekubatur mit einer Deckenhöhe von 8 Metern bietet optimales Potenzial zur Schaffung eines Open-Space-Bereiches. Die Multifunktions- und Gemeinschaftsflächen fungieren als Ort für Inspiration, Begegnung und kreativen Austausch. Die Holz-Kuben erhöhen die Ausnutzung der Bestandsfläche und schonen Oberflächenversiegelung. Das warme Holz und der Bestand ergeben eine großartige Symbiose aus Historie und Zukunft. Eine praktische und ästhetische Lösung, um die verschiedenen Funktionsbereiche innerhalb des Zentrums herzustellen. Neue Treppenräume und Freitreppen verbinden die Ebenen und laden zum Verweilen oder Kommunizieren ein. Im Sinne einer flexiblen Nachnutzung können die Mieteinheiten durch die Moduleinbauten jederzeit erweitert oder verkleinert werden.

Das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DKFI) hat sich von Anfang an als Zugpferd engagiert. Es folgten Gründerszene, Handwerk, Hochschule und Universität. Als Ankermieter und Motor forscht das DFKI in Osnabrück an KI-gestützter Agrarrobotik für Erntemaschinen und wird mit anderen wichtigen Playern aus Handwerk und Wirtschaft zusammen das Deutschlandweit einzigartige Agrotech Valley auf den Weg bringen. Hier wird, vor dem Hintergrund der digitalen Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft, über die Grenzen von Wirtschaft, Wissenschaft in Forschung und Lehre und Verwaltung hinaus zusammengearbeitet.

EIN SOZIALER UND RÄUMLICHER STARTSCHUSS. IMPACT FÜR ALLE
Das ehemalige Güterbahnhofsgelände lag seit mehr als 20 Jahren brach und war durch seine Insellage von der Stadt abgeschnitten - trotz seiner eigentlich zentralen Lage gegenüber dem Bahnhof.
Das von der Coppenrath-Stiftung und der Stadt Osnabrück gemeinsam initiierte Leuchtturmprojekt Coppenrath Innovationszentrum, das nicht nur von der Universität und dem Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz , sondern auch von vielen Unternehmen genutzt wird, gilt als Impulsgeber und Entwicklungskatalysator für die anschließende große städtebauliche Entwicklung des gesamten 22 Hektar großen Lokviertels, die derzeit geplant wird.
Ermöglicht wurde dies vor allem durch neue Zugänge direkt vom Hauptbahnhof zum Grundstück. Auch Brücken über die Hase sowie lebendige Verbindungen zu den nahegelegenen Nachbarn sorgen für die Wiederbelebung des schlafenden Riesen mitten in der Stadt.

NACHHALTIGKEIT
Das Energiekonzept des CIC zielt darauf ab einen kreativen Raum unter Erhalt der Bestandsstrukturen zu schaffen. Das Erhalten des Bestandes und die modulare Bauweise im Innenbereich für Büros und Besprecher unter Einsatz nachwachsender Rohstoffe minimieren die graue Energie, die in den Baumaterialien verkörpert ist. Das Grundkonzept des Ringlokschuppens setzt auf guten Wärmeschutz durch angemessen Dämmstandard der opaken Bauteile. Die Verglasungen bestehen aus einer Mischung aus 3-fach und 2-fach Verglasungen mit vorgesetzter Bestandsverglasung. Es wurde auf eine luftdichte Bauweise geachtet zur Verringerung der unbeabsichtigten Lüftungsverluste.

Im Sommer sorgt die optimierte Nachtluftspülung mit Querlüftung durch die Fassade und Oberlichter für eine passive Kühlung. Auch die Speichereffekte der bei größtenteils nicht abgehängter Decke und die massiven Stützen wirken gegen die Überhitzung im Sommer, wie auch der außen liegende bewegliche Sonnenschutz und die bauliche Verschattung der Tore. Die Fußböden werden aktiviert, dienen als Flächenheizung und ermöglichen im Sommer bei Bedarf auch Kühlung.
Zuluft kommt primär durch die alten Wartungsgänge im Boden und wird als Quellluft in die Schuppenbereiche verteilt. Bedarfsbelüftung erfolgt manuell über die Fenster. Dezentrale Lüftungsgeräte mit effizienter Wärmerückgewinnung sind pro Schuppenbereich nahe der Nasszellen vorgesehen. Das offene Raumvolumen und die Einbindung in die Luftverteilung minimieren das Lüftungskanalnetz. Unter dem Aspekt der Synergie und Suffizienz werden Technikflächen und der aktive Kühlbedarf durch die Integration in die Architektur minimiert. Im Verbund der Architektur mit dem Wärmepumpensystem entsteht ein ökologisches Vorzeigeprojekt hinsichtlich der Ressourcenschonung.

NATIONALES PROJEKT DES STÄDTEBAUS
Die Revitalisierung des ehemaligen Ringlokschuppens und Umnutzung zum Coppenrath Innovation Centre wird vom Bund als ‚Nationales Projekt des Städtebaus‘ gefördert. Das Bundesprogramm ‚NPS – Nationale Projekte des Städtebaus‘ fördert investive sowie konzeptionelle Projekte mit besonderer nationaler oder internationaler Wahrnehmbarkeit, mit sehr hoher fachlicher Qualität oder mit hohem Innovationspotential. Nationale Projekte des Städtebaus sind national und international wahrnehmbare, größere städtebauliche Projekte mit deutlichen Impulsen für die jeweilige Gemeinde oder Stadt, die Region und die Stadtentwicklungspolitik in Deutschland insgesamt.

Sie zeichnen sich durch einen besonderen Qualitätsanspruch hinsichtlich des städtebaulichen Ansatzes, der baukulturellen Aspekte und von Beteiligungsprozessen aus, verfolgen die baupolitischen Ziele des Bundes und weisen Innovationspotenzial auf. Nationale Projekte des Städtebaus sind Projekte, mit denen in der Regel Aufgaben und Probleme von erheblicher finanzieller Dimension oder besonderer städtebaulicher Bedeutung und Wahrnehmung gelöst werden. Mit einem überdurchschnittlich hohen Fördervolumen soll eine schnellere und ggf. breitere Intervention und Problembearbeitung möglich sein.
