Im Osten von Laval, Quebec, wurde ein neues architektonisches und soziales Wahrzeichen errichtet. Das von dem in Montreal ansässigen Architekturbüro Cardin Julien entworfene Projekt hat ein ehemaliges Industriegelände in einen dynamischen und integrativen Raum verwandelt. Der Espace citoyen des Confluents befindet sich auf einem 13 Hektar großen Grundstück und bietet der Gemeinde eine echte Mischnutzung. Das 5 750 Quadratmeter große Gebäude beherbergt eine Bibliothek, Versammlungsräume, ein multifunktionales Theater und eine Polizeistation. Mit der Eröffnung im Herbst 2024 wird der Bedarf an öffentlicher Infrastruktur gedeckt und ein Modell für eine nachhaltige Stadterneuerung geschaffen.



Ein Gebäude im Einklang mit seiner Umgebung
Der Entwurf des Espace citoyen des Confluents basiert auf einer ganzheitlichen Sichtweise, bei der das Bauprogramm und das Energiepotenzial des Geländes in Einklang gebracht werden, um die Anordnung und die Form des Gebäudes zu optimieren. Mit einem Ansatz, der vom ökologischen Konzept der "Ökomorphose" inspiriert ist, bei dem die Veränderung das direkte Ergebnis von Daten und Absichten ist, hat Cardin Julien ein Projekt geschaffen, das einzigartig für den Standort ist. Das auf einer Ost-West-Achse auf einem großen unbebauten Grundstück errichtete Gebäude ist so konzipiert, dass seine bioklimatische Effizienz maximiert wird. Durch die Wahl von nach Süden ausgerichteten Flächen maximiert das langgestreckte und abgewinkelte Gebäudevolumen die Aufnahme passiver Sonnenenergie und minimiert gleichzeitig die direkten Wärmegewinne an den Ost- und Westfassaden. Diese Anordnung verbessert den thermischen Komfort und die Energieleistung des Projekts.
Die Fensteröffnungen wurden strategisch so platziert, dass sie mit dem Sonnenverlauf übereinstimmen, und werden durch Brise-Soleil ergänzt, um das natürliche Licht zu maximieren und gleichzeitig die Überhitzung zu begrenzen.
Die Integration des Standorts ist ein zentraler Bestandteil des architektonischen Ansatzes des Projekts. Während sich das Gebäude als landschaftsprägendes Element abhebt, bildet die erdfarbene Verkleidung des zweiten Stockwerks eine harmonische Verbindung mit der Umgebung.




Innenarchitektur im Zeichen von Inklusion und Gemeinschaft
Die Ziele der Innenarchitektur des Gebäudes wurden von den Werten der Inklusion und der Gemeinschaft geleitet. Konzipiert als dritter Ort des 21. Jahrhunderts, bieten die demokratischen Räume des Gebäudes Möglichkeiten zum Lesen, Lernen, Diskutieren und Zusammenkommen.
Cardin Julien hat das Gebäudeprogramm um eine große und helle Eingangslobby herum entworfen. Diese zentrale Achse dient als Konvergenzpunkt, der die Bewegung zwischen der Bibliothek, den Gemeinschaftsräumen, dem Auditorium und den Außenbereichen erleichtert. Die Lobby öffnet sich zu den nördlichen und südlichen Außenbereichen und schafft eine Verbindung zwischen beiden. Das Erdgeschoss wird für Besprechungen und Aktivitäten genutzt, während das erste Stockwerk ruhige Zonen zum Lernen bietet.
Eine Reihe von modularen Räumen kann für verschiedene Zwecke angepasst werden: Eine Vielzahl von beweglichen Möbeln ermöglicht eine einfache Neuanordnung und erhöht die Vielseitigkeit des Standorts.
Die Holzterrasse auf dem Dach bietet einen ruhigen Platz im Freien.





Eine lebendige und widerstandsfähige Landschaft
Das Landschaftsplanungs- und Architekturbüro Projet Paysage entwarf die umfangreiche Landschaftsgestaltung. Auf der Grundlage wichtiger Umweltkriterien bestand das Ziel des Büros darin, einen stark industrialisierten Standort - eine ehemalige petrochemische Anlage - in einen lebendigen und widerstandsfähigen Raum zu verwandeln.
Die Gestaltung des Geländes umfasst Rückhaltebecken, die das Regenwasser ökologisch verwalten. Ausgehobene Materialien wurden wiederverwendet, um die Landschaft zu strukturieren und zu lockern. Ein dichtes Pflanzendach und eine Dachbegrünung tragen zur Verringerung der Wärmeinseln bei, während ein Arboretum die Erfahrung der Besucher bereichert, indem es das Bewusstsein für lokale Ökosysteme schärft. "Bei der Landschaftsgestaltung geht es nicht nur um die ökologische Wiederherstellung, sondern auch darum, die Interaktion der Bürger mit dem Gelände zu überdenken", erklärt Cardin Julien. "Die Freiflächen wurden so gestaltet, dass sie für Versammlungen der Gemeinschaft, kulturelle Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten genutzt werden können."


Ein Raum für alle
In einer vorstädtischen Umgebung, in der das Auto das wichtigste Verkehrsmittel ist, verfolgt der Espace citoyen des Confluents einen ehrgeizigen Ansatz, um die Mobilität wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die allgemeine Zugänglichkeit zu fördern. Der als multimodaler Knotenpunkt konzipierte Ort soll ein harmonisches Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern schaffen und gleichzeitig den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglichen.
Die Außenanlagen des Projekts zielen darauf ab, die Abhängigkeit vom Auto zu verringern und die aktive Fortbewegung zu fördern. So sind beispielsweise Fahrradwege an das Radwegenetz von Laval angeschlossen.
Das Gesamtprojekt berücksichtigt die Grundsätze der universellen Zugänglichkeit und gewährleistet eine barrierefreie und leicht zugängliche Umgebung für alle.


Mit seinem bioklimatischen Ansatz, dem gemeinschaftlichen Zusammenhalt und der außergewöhnlichen landschaftlichen Integration ist der Espace citoyen des Confluents ein Modell für die zukünftigen städtischen Infrastrukturen in Laval. "Es ist mehr als nur ein Gebäude: Es markiert einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie öffentliche Einrichtungen in einem städtischen Umfeld gestaltet werden können, dank der Wiederherstellung eines verlassenen Standorts in einen nachhaltigen Lebensraum", sagt Cardin Julien.

