Mit einem Neubau anstelle der ehemaligen Schulzahnklinik im Hinterhof der Liegenschaft St. Alban-Vorstadt 12 führt die Christoph Merian Stiftung ihre verschiedenen Abteilungen am Hauptsitz in der Basler Altstadt räumlich zusammen. Auf drei Geschossen bietet ein innovativer Holzbau ein zeitgemässes Arbeitsumfeld mit rund fünfzig Büroarbeitsplätzen, die den Bedürfnissen einer offenen Kommunikation und einer flexiblen Kollaboration gerecht werden.


Die Auftraggeberin hat Herzog & de Meuron im Jahr 2018 für eine Variantenstudie beauftragt mit dem Wunsch, dass das Projekt über die Erfüllung des Raumprogramms hinaus einen städtebaulichen, architektonischen sowie kulturellen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten soll. Nach Prüfung verschiedener Sanierungsvarianten des Bestandbaus wurde schliesslich die Planung eines Ersatzneubaus weiterverfolgt.


Die zwischen dem Münsterhügel und der ehemaligen äusseren Stadtmauer mit dem St. Alban-Tor gelegene St. Alban-Vorstadt zählt zu den ersten frühen mittelalterlichen Stadterweiterungen Basels, und sie vermochte ihren historischen Charakter weitestgehend zu bewahren. Im Jahre 2017 hat die Christoph Merian Stiftung ihren Hauptsitz and die St. Alban-Vorstadt 12 verlagert und das klassizistische Vorderhaus mit Baujahr 1865 bezogen, zu dem auch die beiden bis anhin von der Schulzahnklinik beziehungsweise vom Vorstadttheater genutzten Hofbauten gehören.


Die St. Alban-Vorstadt ist Teil der Stadt- und Dorfbildschutzzone des Basler Bau- und Planungsgesetztes mit besonderen denkmalpflegerischen Auflagen. Die Bauparzelle im Hinterhof der Liegenschaft St. Alban-Vorstadt 12 befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Erweiterungsbau des Basler Kunstmuseums, zum ehemaligen Vorstadttheater und zur seit 2020 vom Sinfonieorchester Basel als Proberaum genutzten ehemaligen Kirche von Otto Rudolf Salvisberg aus dem Jahre 1936.


Der Neubau erlaubt eine Bereinigung der städtebaulichen Situation in der Schutzzone, indem er mit seinen drei Geschossen und dem Pultdach wieder die ursprünglichen Proportionen des historischen Bestands aus dem 19. Jahrhundert vor dessen Aufstockung im 20. Jahrhundert aufnimmt. Gegenüber der verworfenen Sanierungsvariante mit einer strukturell gegebenen Kleinteiligkeit bietet der Neubau nun auf zwei von drei Geschossen einen frei bespielbaren Hauptraum von 36m Länge und 6m Tiefe, der den räumlichen Bedürfnissen und den flexiblen


Nutzungskonzepten der Christoph Merian Stiftung gerecht wird. Das Erdgeschoss wird durch den Eingangsbereich unterteilt.
Im Untergeschoss befinden sich das Archiv und die haustechnischen Anlagen. Alle weiteren Neben- und Serviceräume sowie die geradläufige Treppe und der Lift reihen sich entlang der rückwärtigen Brandwand. Zum Hof hin verleiht die vollflächig verglaste Fassade mit den vorgelagerten Laubengängen dem offenen Wesen der Stiftung mit ihren sozialen, kulturellen und ökologischen Anliegen Ausdruck.


Abgesehen vom Untergeschoss und von der statisch ertüchtigten Brandwand in Stahlbeton ist das Gebäude als nachhaltiger Holzbau ausgeführt und nimmt so Bezug auf die Typologie der Nebenbauten in Holz, wie sie in der historischen Hinterhofbebauung vornehmlich anzutreffen waren. Für die über die gesamte Gebäudetiefe von 10m durchlaufenden Brettstapel-Beton-Verbunddecken wird Fichten- und Weisstannenholz verwendet, wohingegen für die statisch stark beanspruchten Stützen und Randbalken entlang der Fassade hochwertiges Buchenholz zur Anwendung kommt. Die auskragenden Laubengänge werden von Holzkonsolen getragen, die bauphysikalisch eine statische Durchdringung der Fassade erlauben.
Im Innenraum findet der Bretterbelag der Lauben seine Fortsetzung im grossformatigen Riemenparkett. In der Deckenuntersicht zeichnen sich die einzelnen Bretter des Brettstapelverbunds durch deren unterschiedliche Höhen aus und sorgen so zusammen mit der offenen Holzlattung entlang der Rückwand für eine optimale Raumakustik, die massgeblich zum Komfort in der sehr offen gestalteten Arbeitsumgebung beiträgt.


Team:
Kunde: Christoph Merian Stiftung, Basel, Schweiz
Architekten: Herzog & de Meuron
Partner: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Andreas Fries (verantwortlicher Partner), Christoph Röttinger (Coupling Partner)
Projektteam: Elena Klinnert (Projektmanagerin, Senior Architect), Martin Krapp (Projektleiter, Associate)
Michael Bär (Associate), Massimo Corradi (Design Technologies), Jonas Läufer, Tom Mundy, Niklas Nalbach, Martin Schulte (Design Technologies), Joyce Schwyn, Klelia Siska, Julius Zucco
Projekt- und Bauleitung: Dietziker Partner Baumanagement AG
Hochbau: Schnetzer Puskas Ingenieure AG
Projektarchitekt: Herzog & de Meuron Basel AG.
Fassadenberatung: Christoph Etter Fassadenplanung
Landschaftsgestaltung: Stauffenegger + Partner AG
Gebäudetechnische Beratung: Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG
Bauphysikalische Beratung: Kopitsis Bauphysik AG
Brandschutztechnik: A. Aegerter & Dr. O. Bosshardt AG
Fotograf: Daisuke Hirabayashi

