Eine Mantelbebauung umfasst schützend die Archivalien – aus dem langgestreckten Schutzbau mit seiner ruhigen, zeitlosen Architektursprache, erhebt sich der fensterlose, auratische ‚Schrein‘ der Magazine wie ein Schatzhaus. Am Übergang zwischen der gewachsenen innerstädtischen Wohnbebauung im Norden und der zukünftigen Fortführung des Inneren Grüngürtels an Stelle der preußischen Umwallung bildet das Archivgebäude eine stadträumliche Eingangssituation und setzt programmatisch wie baulich die Folge der universitären Institutsbauten fort.

Der trichterförmig zur Stadt aufgeweitete Vorplatz an der Luxemburger Straße dient als öffentlicher Ort für Begegnung und Austausch vor oder nach einem Archivbesuch und als Entrée zur neuen Parkanlage – dem Auftakt zur Verlängerung des historischen Grüngürtels über die Parkstadt Süd bis an den Rhein.

Das Schatzhaus im Zentrum des Archivgebäudes beherbergt die Bestände des Historischen Archivs und des Rheinischen Bildarchivs. In der ringförmig organisierten Mantelbebauung finden sich Werkstätten, Labore und Arbeitsräume der Archive sowie öffentliche Bereiche. Zwischen Schatzhaus und Schutzmantel sind ein quadratischer und ein längsgerichteter Innenhof eingeschnitten, das Grün der künftigen Parkanlage im Süden wird so im Innenbereich fortgeführt.

Schon vor Betreten des Gebäudes eröffnet die großzügig und schwellenlos gestaltete Eingangsfassade an der Luxemburger Straße einen Einblick in den Ausstellungsraum, durch das Foyer hindurch geht der Blick in den Innenhof mit der Fassade des Magazinbaus als Hintergrund. Auch der Lesesaal im Obergeschoss öffnet sich über die transparente Fassade schaufensterartig zum Stadtraum und verleiht so der Bedeutung des Gebäudes als Bürger*innenarchiv Ausdruck. Im Innern empfängt die Besucher*innen eine Folge fließend ineinander verzahnter Räume für Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen, Lernen und Forschen.

Kleinere, kabinettartige Zonen und große, offene Räume – Dichte und Weite – wechseln. Der Ausstellungsraum im Erdgeschoss und der Lesesaal im Obergeschoss mit ihren Holzverkleidungen aus weiß geölter Douglasie erscheinen einladend und heiter und erschaffen zugleich eine wohltuend ruhige Atmosphäre. Große Lesetische und eine Freihandbibliothek bieten einen optimalen Ort für konzentriertes Forschen, abwechslungsreiche Sichtbeziehungen tragen zu einer Atmosphäre von Offenheit und Kommunikation bei.

Das zweigeschossige Foyer mit seiner galerieartigen Erschließung verknüpft die beiden Bereiche und erfreut die Besucher*innen beim Gang entlang der Innenhoffassade mit spannungsvollen räumlichen Sequenzen. Der Blick schweift von hier in die Ausstellung und den Lesesaal – vor allem jedoch in den begrünten Innenhof und auf das Gegenüber des Schatzhauses. Hier zeichnet sich auf der vielfach gekanteten Baubronze je nach Lichteinfall ein abwechslungsreiches Bild aus Licht und Schatten. Geschützt hinter der fensterlosen Fassade, werden die Archivalien des Historischen Archivs und des Rheinischen Bildarchivs in Regalen und Schränken sicher aufbewahrt.

Im Innern gewährleisten die kompakte Anordnung und die optimale Lage eines jeden Magazinraums sowie die massive Bauweise des Schatzhauses durch weitgehend passive Maßnahmen die für eine dauerhaft sichere Aufbewahrung der Archivalien erforderliche Klimastabilität. Die Mantelbebauung mit Restaurierungswerkstätten, Laboren und Arbeitsräumen für Mitarbeiter*innen umarmt das Schatzhaus. Aus der ringförmigen Erschließung eröffnen sich abwechslungsreiche Ausblicke auf die Bäume und Gräser der verschieden großen Innenhöfe. Nach Außen erscheinen die Fassaden mit der ‚brise soleil’ aus vertikalen und horizontalen Lamellen je nach Blickwinkel völlig unterschiedlich – offen und geschlossen zugleich.

Die Konstruktion ermöglicht so die optimale Nutzung des natürlichen Tageslichts, zugleich schützen die tiefen Laibungen die Räume vor direkter Sonneneinstrahlung. Die Fassade mit ihrer changierenden Farbigkeit der Baubronze und dem ständig wechselnden Licht- und Schattenspiel trägt damit auf nachhaltige Weise wesentlich zur Erfüllung der hohen energetischen und konservatorischen Anforderungen an das Raumklima bei. Das Gebäude verkörpert so nach außen den Anspruch und das Selbstverständnis des Historischen Archivs und des Rheinischen Bildarchivs als Schatzhaus der Geschichte und als einladender Raum für Forschung und Austausch.



Verwendetes Material:
1. Fenster, PR‐Fassade: Gutmann
2. Sonnenschutz: Warema
3. Blendschutz‐ und Verdunklungsvorhänge: Kvadrat
4. Holzlamellendecke: Hunter Douglas
5. Streckmetalldecke Lindner
6. Innentüren Holz: Neuform
7. Innentüren Stahl, Aluminium‐Rahmen‐Türen: Hörmann
8. Beschläge: FSB
9. HPL‐Wandbekleidungen: Egger
10. Dielenboden: Dinesen
11. Linoleumbeläge: Forbo
12. Fliesen: Mosa / Villeroy & Boch
13. Regalanlagen: Bruynzeel