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Neue Arbeitswelt 205
Zooey Braun

Neue Arbeitswelt 205

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Die Automobilbranche steht vor ihrer vielleicht größten Herausforderung, seit das Auto erfunden wurde. Der Verbrennungsmotor und fossile Energien stehen in der Kritik. Gesucht wird nach der Lösung für die Zukunft, die die gewachsenen Ansprüche an die Ökobilanz genauso erfüllt, wie die Bedürfnisse des Individualverkehr. Diesem Change in einer der größten Industrien der Welt haben sich auch die Traditionsfirmen im automobilen Kernland Baden-Württemberg verschrieben.


Die Robert Bosch Automotive Steering(Bosch AS) in Schwäbisch Gmünd ist eine der wichtigsten Zulieferfirmen der Branche und auf Lenksysteme spezialisiert. Bosch AS hat erkannt, dass das notwendige Innovationstempo nur mit neuen Methoden und Wegen gehalten werden kann. In der Entwicklung setzt man deshalb auf eine neue Form der Teamarbeit: Ideen sollen künftig nicht mehr von Einzelnen entwickelt werden, sondern in einem lebendigen Wissenskollektiv entstehen. Für die Dauer eines Projekte werden temporäre Teams mit Spezialisten aus unterschiedlichen Abteilungen aufgebaut. Diese sollen sich nicht nur stark untereinander, sondern mit parallel arbeitenden Entwicklungsteams permanent austauschen können.


Weil diese neue Form des Arbeitens auch ganz neue Anforderungen an die Arbeitsumgebung stellt, sollte ein speziell darauf abgestimmter Ort geschaffen werden. Bosch AS stellte dafür „205“, eine 3200 m2 große, ehemalige Produktionshalle, zur Verfügung. Studio Alexander Fehre wurde beauftragt, für die Arbeit der Zukunft einen Arbeitsplatz mit Zukunftspotential zu gestalten. Ein prägnantes Design war explizit gewünscht, um mit diesem „soft skill“ im Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte weiter zu punkten.


Kernziel des Gestaltungsansatzes ist es, eine Arbeitswelt zu schaffen, die Kommunikation und disziplinübergreifende Interaktion unterstützt. Mitarbeiter verschiedener Teams und Aufgabenfelder sollen sich begegnen, sich austauschen und sich dadurch gegenseitig inspirieren. Unsere gestalterische Übersetzung für dieseagile Arbeitsweise ist ein zentral angelegter Weg, der sich durch die Halle schlängelt.


Bewusst ist dieser mit Kurven, Abzweigungen und Zwischenstopps versehen, denn die unbeabsichtigte Begegnung zwischen Mitarbeitern ist beabsichtigt. Damit sich eine solche Begegnung zu einem produktiven Austausch entwickeln kann, stehen überall vielfältigste Besprechungsmöglichkeiten zur Verfügung: von der Telefonkabine, über die Sitzbank auf hartem Holz zu bequemen Sitzgruppen, Stehtischen entlang des Weges oder voll ausgepolsterten Alkoven.


Kommunikation ist alles – und überall möglich. Eine gute Idee muss jetzt und hier sofort festgehalten oder visualisiert werden? Kein Problem, denn viele Wände sind mit Zinkblechtafeln belegt und können beschrieben werden.


Jeweils seitlich des zentralen Weges sind die ca. 200 Arbeitsplätze angeordnet. Hier können die Mitarbeiter konzentriert arbeiten oder sich in lockerer Atmosphäre auf den angrenzenden Teamflächen besprechen.


Den einzelnen Teams sind eingestellte Kuben zugeordnet, die jeweils vielseitige Raumfunktionen beinhalten.Jeder dieser Kuben besitzt dabei eine individuelle Form und eine eigene Farbwelt. Neben den Stauräumen an den Arbeitsplätzen stehen auch verschließbare Spinde zur Verfügung, sodass auch auf Desk Sharing umgestellt werden kann. Als mobiles Besprechungs-und Ausstellungsmöbel können sogenannte Benchmark-Tische in die Units geholt werden. Diese sind rollbar und über ihre kippbare Fläche wahlweise als Tisch oder Präsentationswand einsetzbar.


Ergänzend dazu finden sich zentral zugänglich Raumeinheiten, die für größere Teamkonstellationen Platz zum Entwickeln, Brainstormen und flexiblen Arbeiten bieten – passend dazu oft als Werkstatt ausgestaltet. Zur Visualisierung der Ideen stehen in allen Bereichen beschreibbare und vielseitig bespielbare Whiteboardflächen zur Verfügung.


Im Herzen der Bürolandschaft ist das Bistro angeordnet. Auch hier soll ganz nebenbei beim gemeinsamen Kaffee der Teamgedanke gefördert werden. Gleichzeitig ist die Fläche so flexibel gestaltet, dass sie sich auch für Veranstaltungen, Präsentationen oder Team-Events eignet.


In weiteren Sonderbereichen wie dem üppig begrünten „ Ruhegarten“, an der Carrera-Bahn oder in den Scrum-Garagen kann man den Kopf kurz auf Entspannung umschalten. In der Raumarchitektur finden sich weitere Anspielungen auf den Kosmos Auto und Verkehr. So sind einige Besprechungsinseln mit Leitplanken verkleidet. Die Zonierung der Bereiche erfolgt u.a. über diagonale Schraffuren, die an Straßenmarkierungen erinnern. Die Diagonale wird auch in der Hängung der Leuchten aufgegriffen. In der Bodenmusterung entwickeln sich daraus Pfeilformen, die dem Verlauf eine hohe Dynamik geben.


Die Auswahl der Materialien orientiert sich am Industriecharakter der Location. Für die streng geometrischen Formen der Einbauten werden rohe Oberflächen wie Zinkblech, Holz oder Stahl kombiniert und übersetzen die Präzision und das konstruktive Element des Ingenieurberufs in den Raum. Die Polycarbonatflächen, die an Wänden oder Sitzmöbeln immer wieder zum Einsatz kommen, haben etwas Modellbauhaftes und erinnern dadurch an das Prototypische im Entwicklungsprozess. Einen warmen haptischen Kontrast dazu bieten viele textile Elemente und das Farbkonzept, das mit intensiven Tönen inspirieren soll. Eine Kombination aus Industrie und Wohlfühlraum, die die Atmosphäre dieser neuen Arbeitswelt ausmacht und in der die Grenzen zwischen Arbeitswelt und Aufenthaltsqualität verschwimmen.

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