Kontemplativ und spannungsvoll
Die Patscherkofelbahn führt vom Innsbrucker Stadtteil Igls auf den Patscherkofel. Sie wurde 1928 als Pendelbahn erbaut und 2017 durch eine Einseilumlaufbahn mit leicht veränderter Streckenführung ersetzt. Der Neubau von Tal-, Mittel- und Bergstation folgt der Idee eines ganzheitlichen Projektes am Berg. Ziel des Entwurfes ist die Entwicklung von klaren und selbstbewusst gestalteten Stationsgebäuden. Das Bauen in der Landschaft ist immer von der Gegenüberstellung einer Typologie mit der konkreten Topografie bestimmt und trifft über diese Auseinandersetzung eine Aussage über den Stellenwert des Ortes, seine Bedeutsamkeit, Geschichte und an die an diesen gerichtete Erwartungshaltung. Im Falle der gegenständlichen Bauaufgabe liegen der Herleitung eines Typus die technischen Vorgaben der Seilbahntechnik zugrunde, so wie dies früher die Anwendungstechnik der in exponierter Lage verfügbaren Ressourcen war.
Die Erscheinung ist von funktionsabhängigen, klar strukturieren vertikalen und horizontalen Elementen geprägt. Massive Stahlbetonkörper kontrastieren mit Lärchenholzelementen und horizontalen, raumgreifenden Verglasungen, welche die imposante Natur ins Gebäude holen. Beton bietet eine robuste Hülle und ist für die Anwendung im alpinen Bereich besonders geeignet. Der Innenraum hingegen wird vorwiegend aus weichen Materialien – sprich: Holz, und hier ausschließlich heimische Holzarten wie Esche, Fichte und Zirbe – ausgeführt.
Das Projekt vermittelt nicht den provisorischen und vordergründig kommerziellen Charakter vergleichbarer Anlagen, auch wenn sie Einrichtungen solcher Absicht erschließt. Im Nahbereich einer Großstadt kommt dieser Anlage eine wesentliche soziale Funktion zu, sie soll zum integrativen Merkmal einer am Ort begründeten Identität werden, womit die Zuordnung in einen Kontext weit über jenen der topografischen Gegebenheiten hinausgeht.
Talstation
Durch die versetzte Anordnung der Hauptbaukörper entstehen im Norden wie im Süden qualitätsvolle Außenräume von unterschiedlichem Charakter. Im UG ergibt sich ein großzügiger Vorplatz mit Zugang zu Skischule und Shopbereich, im EG gelangt man über einen Ziel‐ und Sammelplatz vor Restaurant, Kassa und Shop zur Bergfahrt. Kurze Wege und Übersichtlichkeit zwischen den unterschiedlichen Funktionen stehen im Vordergrund. Im Erdgeschoss des östlichen Gebäudes ist die Seilbahntechnik mit den zugeordneten Räumlichkeiten des Betriebes (Diensträume, Verwaltung, Nebenräume) separat zugänglich untergebracht.
Mittelstation
Die Mittelstation stellt das technische Herz der Seilbahnanlage dar und bietet Platz für Seilbahntechnik, Antrieb sowie die Garagierung der Kabinen. Seiner Funktion folgend, rückt das technische, selbstbewusst gestaltete Stationsgebäude Einfachheit und Effizient in den Vordergrund.
Bergstation
Die Bergstation überzeugt durch die reduzierte, konsequente und klare Figur – das Gebäude wirkt durch seine Einfachheit. Im Südwesten ist das Restaurant mit vorgelagerter, gedeckter Terrasse und Blick auf die imposante Naturkulisse von der zentral gelagerten Küche auf kurzen Wegen erreichbar. Richtung Osten sind die Räumlichkeiten des Betriebsbereiches, der Lawinenkommission sowie diverse Nutzräume. Direkt am Besucherstrom befindet sich ein kleiner Shop.
Materialisierung
Die Außenhüllen in dunkel eingefärbtem Beton zeigen ein Wechselspiel von subtilen Abstufungen schalglatter und gefräster Oberflächen. Bei den Holzelementen kommt in vertikaler Form Lärche natur gehobelt, bei horizontaler Form Lärche Natur sägerau zur Verwendung. Der Steinboden im Innenbereich wurde aus Trentiner Porphyr gefertigt, Holzböden aus Fichte gehobelt/Zirbe geschliffen. Die eigens für den Patscherkofel entworfene Möbelserie aus Tischen, Stühlen und Barhockern wurde aus massiver Esche unbehandelt gefertigt.