Urbane Nachverdichtung in Aachen: Prismatische Kubatur für eleganten Büro Aufbau
Mit dem Rooftop Office hat CROSS Architecture für das renommierte Einrichtungshaus Mathes mitten in Aachen einen prismatisch geformten Gebäudeaufbau geschaffen, der nicht nur einmalige Perspektiven auf Dom und Altstadt freigibt, sondern auch das Arbeiten im Open Space auf ein neues Niveau bringt. Darüber hinaus setzt das Projekt einen positiven Impuls im Hinblick auf die Nachverdichtung städtischer Areale.
Wer Aachens Altstadt besucht, geht durch ein dichtes Netz eng angelegter Gassen. Inmitten dieses historischen Stadtzentrums zwischen Dom und Rathaus befindet sich das Einrichtungshaus Mathes. Auf 2500 qm und über fünf Etagen präsentiert das Familienunternehmen Möbel und Accessoires internationaler Designmarken wie Cassina, Cor, Knoll oder Vitra.
Jetzt hat CROSS Architecture dem markanten, schwarzen 60er Jahre Bestandsgebäude mit einem 400 qm großen, prismatischen Aufbau einen progressiven Look verliehen. Und damit für den Handel und das urbane Zentrum ein zukunftsgerichtetes architektonisches Statement gesetzt. „Dieser Ort brauchte eine außergewöhnliche Architektur, die der Besonderheit des Ortes angemessen ist. Eine Aufstockung als selbstbewusste Ergänzung mit eigener Identität“, erklärt Markus Sporer, Founding Partner CROSS Architecture. Es ist ein Baukörper entstanden, dessen trapezartige Grundfigur sich durch das Spiel unterschiedlich geneigter Fenster- und Fassadenfronten ergibt – zur Domseite hin nach außen gekippt und an den übrigen Seiten nach innen. Umlaufend befindet sich eine Terrasse. Das Interior ist markiert durch eine leicht nach unten gezogene, konsequent schwarze Deckenfläche in Kombination mit einem Eichenparkett auf dem Boden – eine warme Ästhetik für eine moderne, offene Bürolandschaft, die Mathes nun mit seinem Kreativ- und Planungsteam bezogen hat.
Prismaform
Basis für die außergewöhnliche Grundfigur des Aufbaus ist ein Mix verschiedener Faktoren: Spezielle konstruktive und städtebauliche Anforderungen sowie der Plan von CROSS, eine richtungsweisende Gestaltung für diesen prominenten Ort in Aachens Altstadt zu initiieren.
CROSS konnte das bestehende Gebäude nicht einfach in einer Flucht nach oben weiter konstruieren. Um die städtebaulich vorgegebenen Abstandsflächen in der von engen Gassen geprägten Altstadt einzuhalten, und da sich die lastentragenden Stützen des Bestandsgebäudes 1,50 bis 2,00 Meter von der Fassade nach innen versetzt befinden, hat CROSS einen punktuell gestützten Trägerrost für die neue Fassadenaufstockung aufgesetzt. „Unabhängig davon wollten wir den Aufbau so weit wie möglich weg von der Straße positionieren, um ihn in seiner Eigenständigkeit harmonisch ins Gesamtbild einzufügen“, sagt Markus Sporer. Dabei ist ein Umlauf entstanden, der neue Qualitäten bietet – zur Nutzung als umsäumende Terrasse für das neue Büro.
Ein weiteres Ziel von CROSS war es, Großzügigkeit abzubilden. Mit allen Aufbauhöhen von der Grundkonstruktion nach oben wäre die neue Traufkante jedoch viel zu hoch gekommen. Markus Sporer: „So entstand schnell die Idee, die Fassade noch einmal nach innen zu klappen und sie um 20 Grad zu neigen, so dass die Traufkante zusätzlich einen Meter weiter nach innen rückt.“
Inspiriert von Luxusyachten
Nun sind die Traufen des Aufbaus an den Süd- und Ostseiten, welche die Sicht auf das gesamte Gebäude bereits aus Distanz freigeben, nach innen gesetzt. An der Westseite, wo das Gebäude unmittelbar aus den engen Gassen kommend erreicht wird, ist die Traufe bewusst nach vorn gezogen. So dass sich die Figur deutlich zum Dom orientiert. Zum einen, damit der Aufbau auch von den Gassen aus wahrnehmbar wird. Zum anderen, um Reflektionen an der Fassade auszuschließen.
Denn der Bau befindet im denkmalgeschützten Innenstadtbereich und ist bei touristischen Führungen vom Dom aus sichtbar. Im Umfeld dort sind keinerlei reflektierende Flächen erwünscht. – Jetzt erkennt man vom Dom aus lediglich eine dunkle Fläche. Markus Sporer: „Diese Orientierung zum Dom bietet auch für den Innenraum einen coolen Effekt.“
So hat sich aus dem Prozess – im Einklang mit den architektonischen und urbanen Anforderungen – wie selbstverständlich die trapezförmige Lösung für den Aufbau abgeleitet. Die Vollendung der sleek aussehenden futuristischen Figur mit der extremen Winkeligkeit und der schimmernden Fassade im eleganten Grau ist inspiriert von Luxusyachten. Eine Ästhetik. die CROSS schätzt. Mit Alucobond Platten ist dies realisiert. Die Fugen der großen Tafeln sind in die 20 Grad Neigungen gesetzt, so dass sie die Dynamik der prismatischen Form optisch noch einmal intensivieren.
Dunkler Farbcode: Inszenierung des Ausblicks
Auch im Innenraum zeichnet sich Großzügigkeit ab. Nicht nur durch die Fensterfronten zu allen Seiten. Das Spiel mit unterschiedlichen Raumhöhen entwickelt das gewünschte Volumen: Während die Höhe direkt an der Fassade 2,50 Meter beträgt, steigt sie zur Mitte des Aufbaus auf 3,30 Meter an. Es ist also kein flaches, sondern ein nach unten geneigtes Dach, das hier Akzente setzt. „So entsteht im Interior das Gefühl eines geschützten Raums“, erklärt Markus Sporer. Dieser Effekt der Geborgenheit wird in gestalterischer Zurückhaltung durch die konsequente Farbcodierung der Decke in einem fast schwarzen, tiefen Grau verstärkt. Der Wirkung eines Passepartouts ähnlich wird so auch der Moment des Ausblicks noch deutlicher inszeniert. Den Bauherren von der dunklen Farbwelt zu überzeugen war dabei nicht schwer. Sporer: „Mit assoziativen Bildern vom ebenfalls kompakten und geschützten Innenraum von Yachten und Autos, die heute meist einen schwarzen Himmel haben, konnten wir unsere Idee gut vermitteln.“
Weil im Aufbau eine offene Bürolandschaft ohne Abtrennungen entstehen sollte – auch damit die Blickachsen in alle Richtungen frei bleiben – rückte das Thema Akustik in den Vordergrund. Durch den Einsatz von Alu-Lamellen hat CROSS die optimale Lösung gefunden. 90% der zur Verfügung stehenden Deckenflächen konnten somit akustisch belegt werden. Eine kostengünstige Variante, die hier mit fast keinem anderen Material möglich gewesen wäre. Zusätzlich bieten die dunklen Lamellen einen ästhetischen Benefit: Durch die Profilstruktur ergeben sich Schattierungen, welche die gesamte Decke noch einmal dunkler wirken lassen.
Hohen Komfort zum Arbeiten im neuen Work Space bietet auch die natürliche Belüftung: Alle Fenster lassen sich charmant nach außen klappen. In der Raummitte befindet sich zudem eine Lichtkuppel, die aufgefahren werden kann und die moderne Bürolandschaft zusätzlich mit Tageslicht und Frischluft versorgt.
Über CROSS
Mit seiner deutsch-niederländischen DNA steht CROSS für eine Architektur von hoher räumlicher und gestalterischer Qualität. Sie verbindet die unkonventionelle und experimentierfreudige Herangehensweise der niederländischen Architekturschule mit der technischen Präzision und beständigen Wertigkeit der deutschen Baukultur. Der lebenswerte Raum und damit der menschliche Maßstab sind Treiber für eine progressive Architektur, die funktionalen und ästhetischen Mehrwert bietet und ihre Umwelt in allen Facetten bereichert. CROSS Architecture wurde 2016 von Markus Sporer und Cornelius Wenz in Aachen gegründet. Der Standort Amsterdam wurde im selben Jahr durch Marcel Blom etabliert. 2019 ist mit Köln ein weiterer Sitz hinzugekommen.