In Hannover, unweit des Seelhorster Stadtwalds, entstand im Stadtteil Mittelfeld angrenzend an den Stadtteil Bemerode ein barrierefreies Vitalquartier, das gemeinschaftliches Leben und ein vielfältiges Dienstleistungsangebot für alle Generationen und Lebensabschnitte vereint.


Sinnstiftend für das neue Quartier ist die Weidenkirche, ein 2011 auf dem Gelände des Annastifts entstandenes, aus rund 3000 Weidenruten bestehendes, kreisrundes, lebendiges Kirchenschiff mit einem Durchmesser von 18 m. Der Entwurf für das vierteilige Wohn-Ensemble, der 2017 in einem nichtoffenen Wettbewerb gewann, nimmt die Bedeutung und den Charakter des pergolaartigen Pflanzenbauwerks als Vorbild und Inspirationsquelle. Dies wird insbesondere in den ineinander übergreifenden öffentlichen Bereichen deutlich, in denen sich die offene und geschwungene Struktur der Weidenkirche widergespiegelt.

Das Ensemble besteht aus drei vier- bis fünfgeschossigen Volumen und einem gesondert positionierten Gebäude. L-förmig im Grundriss stehen zwei der Gebäude in Bezug zueinander und werden durch ein Solitärgebäude flankiert. Die Gebäudegruppe zeichnet sich durch eine stimmige Gestaltung mit klarer Geometrie und einheitlichen Oberflächenmaterialien aus. Durch raumhohe Verglasung werden die Eingänge sowie die öffentlichen Bereiche besonders hervorgehoben.

Regelmäßige Lochfassaden, die aus den Grundrissen der Wohnräume heraus entwickelt wurden, sind mit Klinkermauerwerk in warmen Sandfarben und Rottönen verkleidet. Für eine besondere Leichtigkeit sorgen Arkadengänge, tiefe Loggien und großzügige Erdgeschoss-Verglasungen. Ein Wechsel zwischen Klinker- und verglasten Oberflächen macht die Nutzungen immer klar ablesbar und sorgt für eine gute Orientierung im Quartier. Die Struktur und Materialität der Weidenkirche wurde bei der Gestaltung der Loggiengeländer aufgegriffen: Die Stahlgeländer aller offenen Brüstungen erhielten eine horizontale Füllung aus Weidengeflecht, das in traditioneller Handarbeit angefertigt wurde.

Barrierefreiheit und Integration standen bei Entwurf und Planung im Vordergrund: Alle Gebäude haben ein multifunktionales Nutzungskonzept, dass Wohnen in den oberen Geschossen vorsieht und in den Erdgeschossen nahversorgendes Gewerbe wie etwa eine Bäckerei oder Nutzungen, die auf die speziellen Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner abgestimmt sind, wie etwa Mehrzweck-, Sozial- oder Tagespflegeräume.


Alle Wohnungen sind barrierefrei mit sorgfältig durchdachten Grundrissen, nutzungsfreundlichen Proportionen und optimaler Belichtung durch Tageslicht. Die Gestaltung des Außenraums bietet eine hohe Aufenthaltsqualität mit grünen, einladenden Bereichen: Zwischen den L-förmigen Gebäuden C. 1.1 und C 1.2. entstand ein gemeinschaftlich genutzter Innenhof sowie ein offener Quartiersplatz (Shared Place) zum Haus A 3.3 hin orientiert.Alle Gebäude sind Effizienzhäuser nach dem KfW 55 Standard.



Mannschaft:
Architekt: Ekkehard Voss
Assoziierter Partner: Frank Focke Projektleiterinnen: Annett Neitzel, (Beate Schonlau)
Auftraggeber: DIAKOVERE gGmbH, Hannover
Team: Wettbewerb: Axel Neubauer, Mariella Kiourktsoglou, Felix Kuhn, Beate Schonlau, Magdalena Hohaus, Mathias Koch, Hajo Massel, Hoa Nguyen, Tomasz Kozaczek; ab LP 2: Annett Neitzel, Kai Siebke; LP5: Timo Kunz, Carla Julià, Maria Herbst, Adrian Knopp, Dario Berardi
Projektsteuerung: Terragon Projekt GmbH, Berlin
Landschaftsplaner: nsp Landschaftsarchitekten Stadtplaner, Hannover
Statik: KTC-Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG, Rotenburg
Haustechnik: [tga] experts, Berlin
Brandschutz: Lange Brandschutz GmbH, Laatzen
Verkehrsplanung: BRP Kühne & Partner Beratende Ingenieure mbB, Hannover
Vermesser: Haase & Bette Vermessungsbüro, Hannover
Schallschutz: AMT Ingenieurgesellschaft mbH, Isernhagen/Hannover
Erschließung: Beratende Ingenieure mbB BPR, Hannover
Baugrund: ELH Erdbaulabor Hannover Ingenieure GmbH, Hannover Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination: Förster Architektur, Hannover Nahwärmenetz, Übergabestation und BHKW: Architektur- und TGA-Planungsbüro Carsten Grobe Passivhaus, Hannover
Fotograf: Daniel Sumesgutner


