Das Düsseldorfer Büro Ingenhoven Associates hat für die österreichische Kurgesellschaft Lanserhof einen medizinischen Gesundheitskomplex realisiert. Das Projekt befindet sich in den sanften Dünen von Sylt, einer Insel, die Teil eines Archipels in der Nordsee an der deutsch-dänischen Grenze ist. Im Einklang mit der grasbewachsenen Landschaft der Insel und einem Großteil der regionalen Architektur hat Ingenhoven Associates ein gewundenes Gebäude entworfen, das von einem weitläufigen Strohdach aus Reet gekrönt wird.
Der Komplex wurde auf einem ehemals von der deutschen Armee genutzten Gelände errichtet. Er integriert ein denkmalgeschütztes, ehemaliges Offiziersheim mit einem neuen Hauptgebäude, drei Strandhäusern und einem Diagnostikgebäude. Das Programm des Lanserhof Sylt umfasst ein Erdgeschoss mit Medical Spa, Klinik, Therapie, Rezeption und Restaurant, zwei Obergeschosse mit 55 Gästezimmern und ein Untergeschoss mit Fitnesseinrichtungen wie Kletterwand, Spa, Badelandschaft, Innen- und Außen-Solebecken. Insgesamt beherbergt das Gebäude 16.300 Quadratmeter programmierte Fläche. Überragt wird es von einem 7.100 Quadratmeter großen Dach, das den Superlativ des größten Reetdachs Europas für sich beanspruchen kann.
Die Architekten beschreiben das Projekt als auf sorgfältig ausgewählte Materialien, großzügige Räume, eine enge Beziehung zwischen Mensch und Natur und ein klares Zusammenspiel zwischen Innen und Außen konzentriert. Materialien in Beige-, Weiß- und Grautönen werden mit Holzböden, großen Fenstern und transparentem Glas kombiniert, um eine direkte visuelle und physische Verbindung mit der Landschaft herzustellen.
Der Entwurf reduziert den Energiebedarf durch eine hohe Wärmedämmung und eine kompakte Programmierung mit einem Verhältnis von 3,42 Volumen zu Fläche. Die verwendeten Materialien, wie Dämmstoffe, Lacke und Farben, sind ökologisch und gesundheitlich geprüft. Das Reetdach, die Eichenfassade und der Eichenboden wurden ausgewählt, weil es sich um natürliche Materialien handelt, die nachwachsen können. Um den Eingriff in den natürlichen Lebensraum so gering wie möglich zu halten, wurden 28 Kubikmeter einheimischer Pflanzen entnommen, gelagert und nach dem Bau wieder angepflanzt.

Das fließende Dach hat eine organische und ungleichmäßige Form. Seine Unterkonstruktion aus Brettschichtholz besteht aus etwa 2000 Holzelementen, darunter 1400 Sparren, von denen jeder einzelne seine eigenen Abmessungen hat. An den Gästezimmern sind Terrassen in das Dach eingeschnitten, die vor starken Winden schützen, den Besuchern Privatsphäre bieten und den Blick auf das Meer und die Dünenlandschaft freigeben.