Grundkonzept
Aufgrund geringer Bodenreserven und damit einhergehender stark steigender Bodenpreise im Großraum Freiburg erwarb unsere Auftrag geberin anstelle des gewünschten Mehrfamili enhausgrundstücks ein knapp 85 % günstigeres Gewerbegrundstück. Als Antwort auf diese, national nicht unübliche Ambivalenz, entwickelten wir die Idee ein Bürogebäude zu entwerfen, welches bei einer zukünftigen Anpassung des Flächennutzungsplans mit wenigen Eingriffen auf Ausbauebene zu einer variablen Anzahl an Wohnungen umgebaut werden kann.


Städtebau
In Anlehnung an die Grundstücksgeometrie sowie die zukünftige, punktuelle Umgebungs bebauung des neuen Gewerbegebiets wurde ein freistehender, dreigeschossiger Solitär entwickelt.

Um langfristig flexible Büro und Wohnungs größen, auch über das eigentliche Geschoss hinaus und somit auch eine spätere Trennung der aktuell geplanten zwei Nutzungseinheiten in drei zu ermöglichen, wurde eine außen liegende Erschließung im Nordosten, der Erschließungsstraße zugewandt, integriert. Das auskragende, halbrunde Treppenpodest bricht die klare Geometrie des Volumens, markiert die Zugänge zu den einzelnen Nutzungseinheiten und dient als Kommunikator in den umgeben- den Stadtraum. Die barrierefreie Erschließung erfolgt ebenfalls von außen über einen Durch ladeAufzug an der Nordfassade.

Funktionales Konzept
Mit einem 5 x 5 Meter Tragraster transfor- miert sich das Gebäude von der geschlossenen Wandscheibe im Norden, über eine freiste- hende Wandscheibe im Zentrum, hin zu einer offenen Stützenstruktur im Süden mit angren- zendem, großzügigem Außenbereich. Durch diese strukturelle Transformation konnte, trotz der hohen statischen Anforderungen der Erdbe- benzone, eine ressourceneffiziente, langlebige Tragstruktur geschaffen werden, welche gleich- zeitig maximale Flexibilität in der Nutzung und Zonierung ermöglicht.

Räumliches Konzept
Kohärent zum funktionalen Konzept sind die dienenden Räume wie Toiletten, Lager und Technik an der geschlossenen Nordwand untergebracht. Alle Arbeitsbereiche sind um das Herzstück der Küche, als kommunikativer Ort des Austauschs, orientiert. Die Außenbereiche im Süden dienen zu Erholung, zum informellen Austausch und als temporärer Arbeitsplatz.


Ausdruck
Der konzeptionelle Leitgedanke der Transformation spiegelt sich auch in der Fassaden gestaltung wider. Während die Nordfassade mit einer hinterlüfteten Trapezblechfassade komplett opak erscheint, öffnen sich West und Ostfassade mit großflächigen Fensterelementen von 2,5 x 3,0 Meter in die Umgebung. Den Ab schluss und die zweite physische Schnittstelle zum Außenraum bilden die über die gesamte Gebäudebreite ausgebildeten Südbalkone und die Terrasse.
Visuell werden die Gebäudezonen durch die fortlaufenden horizontalen Fassadenbänder, welche zugleich den textilen Sonnenschutz aufnehmen, verbunden. Inspiriert durch den gewerblichen Kontext, sind alle Bauteile des Gebäudes in Industriequalität geplant und der Innenraum als veredelter Rohbau ausgeführt. Dem gegenüber tritt der für Gewerbegebiete untypisch hohe Glasanteil der Fassade. Diese soll, kuratiert durch die Nutzung im Inneren, eine Kommunikation und eine Belebung des um gebenden Gewerbegebiets erzeugen.


Das Gebäude sieht sich durch die, im Erdbe bengebiet statisch benötigte, massive Bauwei- se und den flexibel und barrierefrei nutzbaren Grundriss, als funktional nachhaltiges und zukunftsorientiertes Gebäude. Mit besonderem Augenmerk auf das Entflechtungspotenzial der Konstruktion kann die Fassade auch bei zukünftig geänderten Anforderungen mühelos auf aktuellen Stand ertüchtigt werden.


Mannschaft:
Architektur: STUDIO SOZIA
Haustechnik: Ingenieurbüro für Gebäudetechnik Uwe Hä- berle
Tragwerksplanung: Mohnke Höss Bauingenieure
Brandschutz: Norbert Holthausen
Fotografie: Kim Fohmann


