Die Herausforderungen, die NOA bei der Gestaltung des neuen Hauptsitzes in Bozen angenommen hat, waren das Neudenken der Arbeitsräume und gleichzeitig die Verkörperung der eigenen Architekturvision. Durch gezielten Einsatz von Farbe und eine innovative Konzeption der Räumlichkeiten gelang es dem Studio, den Räumen maximale Flexibilität zu verleihen. Diese können ihr Erscheinungsbild, ihre Funktion und Atmosphäre ändern, um sich verschiedenen Situationen anzupassen - ein kontinuierliches Zelebrieren von Kreativität.


Für das Architektur- und Innenarchitekturstudio NOA ist dies der dritte Umzug in Bozen. In den 13 Jahren intensiver Tätigkeit ist das Kollektiv gewachsen, und damit auch die Notwendigkeit, die Räume für Mitarbeiter*innen, besuchende Kund*innen sowie die Materialbibliothek und die Modellaustellung zu erweitern. Und natürlich ging es in einem Architekturstudio nicht nur darum, sich zu vergrößern, sondern ein Ökosystem zu schaffen, das Kreativität fördert, Innovation stimuliert und die Essenz von NOA vollständig widerspiegelt. Bozen übernimmt als Hauptsitz nicht nur die Regie zwischen den weiteren Standorten in Mailand, Turin und Berlin, sondern auch die Aufgabe, das Leitbild des Büros zu inszenieren.


Die Verwirklichung der NOA-Identität war daher der Ausgangspunkt für die Neugestaltung von 1000 m2 im obersten Stockwerk eines Gebäudes in der Messezone Bozen: eine strategisch günstige Lage, die jedoch durch vorherige Nutzungen in ein Labyrinth aus kleinen Räumen und Gängen verwandelt worden war. Das Innenarchitekturprojekt – die Fassade blieb unberührt, abgesehen von einem großen Fenster in der Lobby – basiert auf dem Konzept von Gemeinschaft, Zusammenarbeit und Einzigartigkeit. Das Ziel war es, hybride Räumlichkeiten zu schaffen, in denen Arbeitsräume mit hybriden Funktionen verschmelzen. Es ist ein Projekt, bei dem NOA die Gelegenheit nutzt, über die Rolle des Büros im 21. Jahrhundert nachzudenken. NOA hält weiterhin die gemeinsame Nutzung physischer Räume für wichtig, da sie sich auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen und den Erfolg des Teams auswirken.
„Wir glauben, dass unser Sektor enorm von der gemeinsamen Nutzung der Arbeitsräume profitiert. Die Möglichkeit, sich schnell auszutauschen, das Entstehen unerwarteter Synergien, die Bildung von engen Arbeitsgruppen, trägt einen unschätzbaren Wert zu unseren Projekten bei, der ohne gemeinsame Arbeitsräume undenkbar wäre. Inspiriert von der Versatilität eines Chamäleons entfalten sich hier Räume in stetigem Wandel. Das Mobiliar wird laufend neu bespielt.“, erklärt Lukas Rungger, Mitgründer von NOA.


NOA hat besonderen Wert darauf gelegt, das Arbeitserlebnis zu verbessern, indem es innovative Konzepte aus der New Economy einsetzt. Ausgehend von der Überzeugung, dass moderne Arbeitsplätze viel mehr als nur Produktivitätsräume erfordern, wurde viel Platz für informelle Sozial- und Freizeitzonen geschaffen. Um das Arbeitswohl zu fördern, borgt sich NOA einige Ideen aus der Hotellerie aus, in welchem Bereich das Studio langjährige Erfahrung hat. Schon beim Betreten werden Besucher*innen von der Art des Raums überrascht: ein großzügiger, offener, „fließender“ Raum, der durch einen musealen Ausstellungsbereich mit Modellen, Moodboards und Auszeichnungen zu einem Empfangstresen, einem weitläufigen Lounge-Bereich und einer ausgestatteten Bar führt.
„Das Studio ist als ein sich ständig wandelbares Raumensemble konzipiert. Innenräume sollen in der Lage sein, sich an verschiedene Situationen anzupassen und sich je nach Bedarf zu verändern. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte „Lobby“, das pulsierende Herz des Gebäudes und Symbol für das Netzwerken, das NOA seit jeher auszeichnet“, erklärt Caterina Betti, Interior Designerin.


Die Lobby ist der zentrale Raum der Etage und teilt den Grundriss symmetrisch in zwei Flügel auf. Sie nimmt einen Bereich ein, der zuvor in 9 Räume unterteilt war, und öffnet sich zu einer großen Terrasse mit Blick auf Schloss Sigmundskron im Vordergrund und das Rittenplateau im Hintergrund. Der vordere Bereich der Lobby wird als Lounge genutzt, wo ein buntes Mosaik von Möbeln renommierter italienischer Brands dazu einlädt, in immer unterschiedlichen Sitzinseln zu verweilen. Es gibt Bereiche für formelle Meetings, gemütliche Sofas für die Kaffeepause, Cocktailsessel für privatere Gespräche. Diese Vielfalt an Optionen bereichert nicht nur die Erfahrun für diejenigen, die den Raum nutzen, sondern bietet auch den Kund*innen die Möglichkeit, die Produkte von Unternehmen wie Baxter, Billiani, Infiniti Design, Innova Imbottiti, Moroso, Pedrali, P&P Chairs und Sitlosophy und viele mehr persönlich zu erleben. Das Büro ist ein 360°-Schaufenster, von der Lounge bis zu den Badezimmern: In jeder Ecke gibt es etwas Ausgestelltes, das getestet werden kann. Die Silente-Kollektion, der erste Produktlaunch von NOA, ist ebenfalls ausgestellt. Ein museumsähnliches Spotbeleuchtungssystem, bringt jedes einzelne Designobjekt zur Geltung.


Äußerst ansprechend in der Lobby, aber allgegenwärtig im gesamten Büro, ist das Sechsfarbenschema, das dem Raum ein kompositorisches Narrativ verleiht und ihn in einen sinnlichen Ort verwandelt. Die Entscheidung, dem Raum eine Farbvielfalt hinzuzufügen, hat verschiedene Gründe: Zum einen das über die Jahre gewonnene Vertrauen, dass der Einsatz besonderer Farbkombinationen den Innenräumen eine immersive Identität verleiht. Dafür sind auch Projekte wie Weisses Kreuz und Aeon gute Beispiele. Andererseits der Wunsch, NOA’s Vielfalt (Arbeitsfelder von Urban, Architectural, Interior, Möbel, Beleuchtung und Product Design) durch die sechs Farbtöne zu inszenieren. Und schließlich die Fähigkeit der Farben, jedes einzelne architektonische Element, sei es alte Balken, neue Wände oder adaptierte Decken, unterschiedlich hervorzuheben und damit ein bühnenartiges Raumensemble zu manifestieren.
„Das Reizvolle am Experimentieren mit Farben manifestierte sich bereits früh, als die Malerarbeiten abgeschlossen waren: Obwohl noch keine Möbel vorhanden waren, erzählte der Raum bereits ein ganz eigenes, unvergleichliches Narrativ“, fügt Lukas Rungger hinzu.


Um die Räume weiter zu bereichern, wurden verschiedene Topfpflanzen unterschiedlicher Höhe eingeführt, einige davon neu und andere aus dem vorherigen Büro übernommen. NOA setzt seit jeher auf die Bedeutung von Pflanzen in seinen Projekten, und auch im Studio wird auf die Pflege des internen Gartens im Dialog mit der grünen Terrasse viel Wert gelegt.


An die Lobby schließt sich auf der einen Seite ein Open Space für die Arbeitsplätze der Architekt*innen und Innenarchitekt*innen an, während auf der anderen Seite ein Besprechungsraum für 20 Personen vorhanden ist. Im Grundriss finden sich auch eine Küche, eine geräumige Materialbibliothek, ein Schreibwarenlager, zwei weitere flexibel nutzbare Büros, vier zusätzliche Besprechungsräume, drei Sanitärbereiche, ein Raum für die Pressearchivierung und einer für IT. Ein Tischtennistisch sorgt zusätzlich für Abwechslung. All diese Räume haben eines gemeinsam: sie können sich je nach Notwendigkeit in andere Funktionen verwandeln und generieren dadurch einen hohen Mehrwert. NOA wollte ein großzügiges Raumgefühl schaffen und entfernte dort, wo es nötig war, die vorhandenen Wände. Die bestehenden Oberlichten wurden optimal genutzt, um so viel Licht wie möglich in die Räume zu bringen. Die breite Außenterrasse besteht teilweise aus extensiver Dachbegrünung und teilweise aus begehbarem Rasen. Sie wird in den warmen Monaten das Pendant zur Lobby darstellen und einen großen Außenbereich bieten, um den Kopf frei zu bekommen.
„Das positive und neugierige Feedback der ersten Besucher*innen bestätigt, dass das Arbeitsumfeld ein immer aktuelleres Thema ist, mit dem sich jeder auseinandersetzt. Es ist einer der Orte, an denen wir die meiste Zeit verbringen, und gerade deshalb hat er eine sehr wichtige Bedeutung für unsere Lebensqualität. Mit NOA wollten wir einen lebendigen und einladenden Ort schaffen, der sich laufend neu erfindet“, bemerkt Niccolò Panzani, Interior Designer abschließend.


Team:
Architekten: NOA
Fotograf: Alex Filz
