Seit 2009 hat das SOS-Kinderdorf Düsseldorf seinen festen Platz im Stadtteil Garath. Um dem wachsenden Zuspruch gerecht zu werden, wurde der kleine Stadtteiltreff mit Kindertagespflege und Veranstaltungsraum im Laufe der Jahre immer wieder um weitere Nutzungen und Räumlichkeiten ergänzt – mit der Folge, dass der Standort sich nach und nach zerstreute und seinen Zusammenhang verlor. Aus diesem Grund lobte man im Jahr 2016 einen Wettbewerb aus, um alle Funktionen an einem zentralen Ort in Garath zu bündeln und um weitere zu ergänzen. Mit dem Neubau des SOS-Kinderdorfes sollte ein neues städtisches Zentrum für die Bewohner der Umgebung geschaffen werden.

Das SOS-Kinderdorf ist nicht nur Wohnort für die SOS-Familien, sondern öffnet sich dem gesamten Quartier: Eine öffentliche Kita, das Stadtteil-Café im Mehrgenerationenhaus mit kulturellem und Bildungsangeboten und das Pädagogische Zentrum sind für alle Düsseldorfer offen, ebenso der große Spielplatz. Der Platz mit der Eiche und der radialen Sitzbank ist öffentlicher Raum und lädt zum Verweilen und zur Kommunikation ein. Es besteht eine fußläufige Verbindung zwischen der belebten Fußgängerzone und dem neuen Campus mit Kinderspielplatz.


Das SOS-Kinderdorf, das bereits mit dem polis Award (Bronze) in der Kategorie "Soziale Quartiersentwicklung" ausgezeichnet wurde sticht mit seiner auffallenden und nachhaltigen Holzfassade positiv aus dem sozial eher benachteiligten Stadtteil heraus: Ein soziales und städtebaulich, architektonisches Highlight.
Die Lage wurde an zentraler Stelle im Düsseldorfer Süden gewählt und an wichtiger städtebaulicher Position. Verkehrstechnisch günstig angebunden an die Frankfurter Straße mit der großen Kreuzung und in der Nähe des Garather Zentrums. Das Projekt besteht aus insgesamt fünf zweigeschossigen Gebäudeteilen. Drei der Neubauten sind südöstlich der Matthias-Erzberger-Straße um einen zentralen Platz mit einer alten ausgewachsenen Eiche angeordnet, wodurch eine dörfliche und heimische Atmosphäre entsteht. Die freistehenden Gebäude sind über Brücken im Obergeschoss miteinander verbunden und beherbergen das Pädagogische Zentrum, eine Kindertagesstätte sowie ein Mehrgenerationenhaus. Zwei weitere Gebäude befinden sich nordwestlich auf einem separaten Grundstück und bieten Platz für Wohngruppen und Kinderdorffamilien. Sie sind um einen gemeinsam genutzten Innenhof angeordnet, sodass die Erdgeschosse einen direkten Zugang zum begrünten Innenhof und dem Garten bieten. Jedem Obergeschoss ist jeweils eine Dachterrasse zugeordnet.



Das SOS-Kinderdorf hat sehr sensible und schützenswerte Bereiche, nämlich die Wohngruppen für die Kinder. Gleichzeitig sollte sich das Ensemble für den ganzen Stadtteil öffnen. Dies ist durch die Anordnung auf dem Grundstück mit dem Baum als Zentrum sehr gut gelungen. Während die privaten Bereiche auf der anderen Straßenseite gut geschützt sind und sich nach Norden hin zur Stadt orientieren, ordnen sich alle Gemeinschaftsbereiche um dieses natürliche Zentrum, die Südseite des Kita-Komplexes und die öffentlichen Funktionen liegen eingebettet in den Schlosspark mit der baumbestandenen Schlossallee und einem großen öffentlichen Spielplatz. Die Eiche bildet heute das Herz des Ensembles, das alle öffentlichen Funktionen wie die Kita, das Mehrgenerationenhaus mit Stadtteilcafé und ein pädagogisches Zentrum vereint.
Café, Kita und die Projekträume sind nach Süden zum Spielplatz sowie zur Garather Schlossallee ausgerichtet. Die Kindergruppen der Kita erstrecken sich über zwei Geschosse. Das Café ist bereits von der Allee sowie dem zentralen Platz sichtbar und schließt an das Foyer an. Im zweiten Geschoss befinden sich die Projekträume. Sie sind so gestaltet, dass sie jederzeit zu einem großen Saal kombiniert werden können. Das Pädagogische Zentrum ist sowohl vom Platz als auch von der Straße gut sichtbar. Alle Büros sowie Besprechungsräume orientieren sich nach Osten und Westen um einen zentralen Erschließungs- und Versorgungskern herum.



Die Fassade des neuen Kinderdorfzentrums besteht aus naturbelassenen, vertikalen Holzlamellen und wickelt sich als verbindendes Element wie ein Kleid um die Baukörper. Mit ihren abgerundeten Ecken leitet sie die Besucher auf den Platz und lädt sie zum Betreten der Gebäude ein. Die Rahmen der größtenteils raumhohen Fenster werden in Anthrazit ausgeführt und durch die überstehende Lamellenfassade verdeckt.
Ein starker Fokus lag auf der Teilhabe – in der offenen Beziehung von innen nach außen. Die öffentlichen Flächen bestechen durch eine hohe Transparenz und große, bodentiefe Fensterflächen. Hier gibt es keine Hindernisse, weder physisch noch visuell. Im Erdgeschoss herrscht ein direkter Innen-Außenbezug bei allen drei unterschiedlichen Funktionen (Kita, Pädagogisches Zentrum, Mehrgenerationenhaus mit Café). Die Bereiche sind nicht nur durch Brücken in den Obergeschossen verbunden, sondern vor allem durch die zahlreichen Sichtbeziehungen zwischen allen Baukörpern und Funktionsbereichen.

Die Kita wird von der großen grünen Freitreppe dominiert. Es gibt weiterhin große Öffnungen zwischen Erd- und Obergeschoss im Mehrgenerationenhaus, die Sichtkontakte über verschiedene Ebenen zulassen und die Gemeinschaft der unterschiedlichen Bereiche stärken. Bei der Planung wurde viel Wert auf Gemeinschaftsflächen und offene Bereiche gelegt, während die Büroflächen relativ klein gehalten wurden. Der Fokus liegt hier ganz klar beim Bauen für die Gemeinschaft.
