Das spanische Architekturbüro OHLAB hat kürzlich den Paseo de Mallorca 15 fertiggestellt, einen Wohnkomplex auf einem V-förmigen Eckgrundstück in seiner Heimatstadt Palma, Mallorca. Das Projekt zeichnet sich durch eine einzigartige strukturierte Fassade aus Schiebepaneelen mit einem Gitter aus natürlichen Holzlatten aus. Diese anpassungsfähige Brise Soleil dient als sekundäre äußere Schicht, die das intensive mediterrane Sonnenlicht effektiv filtert, um den solaren Wärmegewinn auf das Gebäude zu verringern und gleichzeitig den Blick aus den Wohnungen auf die Stadtlandschaft zu erhalten. Das Design, so die Architekten, ist inspiriert von den Pergolen und Fensterläden, die überall auf der Mittelmeerinsel zu finden sind.
Mallorca ist eine der fünf bewohnten Baleareninseln vor der südöstlichen Küste Spaniens. Palma, eine Stadt mit Wurzeln als römischer Hafen, liegt in einer großen Bucht an der Südküste Mallorcas. Das neue Wohnbauprojekt von OHLAB liegt an der Riera del Paseo Mallorca, einer kürzlich angelegten und üppig begrünten Fußgängerzone, die sich durch den Westen der Stadt schlängelt und einen großen Park mit einem Museum und dem Hafen im Süden verbindet.
Das Gebäude ist als eine Erweiterung des Paseo konzipiert. Man betritt den Komplex von der Straße aus in einen Raum, der durch eine grüne Wand aus spanischem Schilfrohr, typisch für mediterrane Flussbetten, gekennzeichnet ist. Diese führt zu einem begrünten Innenhof, der sich über mehrere Ebenen erstreckt und nach Aussage des Architekten "eine innere Lunge aus Vegetation und Bäumen" darstellt. Hier erstreckt sich ein Wasserfall bis in das Untergeschoss und trägt im Sommer durch Evapotranspiration zur Kühlung des Außenraums bei. Beleuchtung und Vegetation erreichen das Untergeschoss, in dem sich ein Gemeinschaftspool, ein Fitnessraum und ein Spa befinden. Der Innenhof dient als vertikale Achse durch das Gebäude und ermöglicht die Querlüftung der einzelnen Wohnungen. Das Gebäude ist mit einer einfachen Palette edler Materialien ausgestattet, die mit der mediterranen Umgebung harmonieren, darunter massive Türen aus lokalem Stein, gealterte Bronzeteile in den Innenräumen sowie Holz- und Betonfassaden.
Planung eines Passivhauses für ein warmes Klima
Das Klima auf Mallorca zeichnet sich durch heiße Sommer und milde Winter aus. Paseo de Mallorca 15 wurde nach den strengen, aber freiwilligen Passivhausstandards für Energieeffizienz entworfen. Diese Standards dienen als Leitfaden für die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks beim Bau und zielen darauf ab, Gebäude zu schaffen, die nur ein Minimum an Energie zum Heizen oder Kühlen benötigen. Das Projekt wurde sorgfältig geplant, um einen Heiz- und Klimatisierungsbedarf von 15 kWh/(m2y) zu erreichen, was einer geschätzten 90-prozentigen Reduzierung des Heiz- und Kühlbedarfs im Vergleich zu typischen Wohnhäusern dieser Größenordnung auf Mallorca entspricht. Die Passivhausstandards beeinflussen insbesondere die Gestaltung der Gebäudehülle, die durchgehend isoliert und luftdicht sein muss.
Ein Gebäude mit zwei Häuten
Das Gebäudevolumen wird von zwei unterschiedlichen Fassadentypen umhüllt. Die erste ist eine Art Doppelhaut mit großen Fenstern im inneren Teil und einer äußeren, durchlässigen Schicht aus Holzlatten. Diese Fassade umhüllt die Tagesbereiche der Wohnungen, die sich an der sonnenverwöhnten Ostseite zum öffentlichen Paseo hin befinden. Durch die Fenster können die Bewohner die Aussicht genießen und im Sommer den Schatten der äußeren beweglichen Paneele genießen, die im Winter geöffnet werden können, um die Sonne zu empfangen. Da sie von den einzelnen Wohnungseigentümern betrieben wird, dient diese Fassade als häufig wechselnde organische Schicht. Der zweite Fassadentyp besteht aus einer dicken und undurchsichtigen Haut aus glasfaserverstärktem Beton (GFK), die sich auf der Schlafzimmerseite des Gebäudes befindet und den ruhigeren Seitenstraßen zugewandt ist, um Privatsphäre zu gewährleisten.
Eine durchlässige Fassade für Ausblicke
Die Fassade der Tagesbereiche liegt am nächsten zum Paseo Mallorca und bietet einen ungehinderten Blick auf den Fluss und die umliegenden Gärten. Diese Fassade wurde mit großen Fenstern gestaltet, die von außen durch ein Holzgitter geschützt sind. Ein kleiner Balkon zwischen den Fenstern und dem Gitter ermöglicht die Einstellung der Position der Holzpaneele und erleichtert die Reinigung und Wartung der Verglasung. Die Holzpaneele filtern den Lichteinfall auf die Verglasung und schützen sie vor direkter Sonneneinstrahlung. Für die Fenster wurde eine Doppelverglasung mit einer Kammer und einem Sonnenschutzfaktor G gewählt, um die strengen Energieberechnungen des Passivhauses zu erfüllen.
Das für die Fassadenverkleidungen und -gitter verwendete Holz stammt aus FSC- und PEFC-bewirtschafteten Wäldern. Laut dem Hersteller der Holzfassade, der in Sevilla ansässigen Grupo GUBIA, war die Nähe zum Meer ein entscheidender Faktor für die Wahl von wärmebehandeltem Kiefernholz europäischer Herkunft für die 350 festen und verschiebbaren Platten. Diese Holzart bietet hervorragende Eigenschaften für den Außenbereich, die durch die Wärmebehandlung zur Minimierung von Schwund und Ausdehnung noch verbessert werden.
Bei dem für das Projekt verwendeten Holz handelt es sich um thermisch behandeltes Wildkiefernholz, das unter der Bezeichnung Thermo-D bekannt ist, wobei das "D" für die Dauerhaftigkeit steht. Zum Schutz ist es mit natürlichen Wachsen in Cremeform beschichtet. Jede Latte ist sorgfältig verarbeitet, an den Kanten abgerundet, an allen Seiten gehobelt und mit wasserabweisendem pigmentiertem Wachs versiegelt. Diese Behandlungen schützen das Holz nicht nur vor Feuchtigkeit, sondern erhalten auch seine Atmungsaktivität. Durch dieses Verfahren entsteht eine halbtransparente Oberfläche, die die natürliche Maserung des Holzes zur Geltung bringt. Für die Gitter wurde ein cremefarbenes Grau gewählt, während für die Fassadenverkleidungen ein kräftigerer Schokoladenton gewählt wurde.
Die geschnitzten Lamellen mit den Maßen 42x42, 42x68 und 42x90 Millimeter wechseln sich auf einem matt-silber eloxierten Aluminiumrahmen mit unterschiedlichen Abständen ab und bilden so eine optisch abwechslungsreiche Reihe von Modulen. Die Holzteile sind mit Stäben und Abstandshaltern aus rostfreiem Stahl AISI 316 verbunden, die sowohl die Geradlinigkeit der Teile als auch die Abstände zwischen ihnen gewährleisten. Für die Befestigung der Module wurde ein eigenes System aus Führungen und Lagern aus rostfreiem Stahl entwickelt. Diese sind auf 15 Millimeter dicken, CNC-gefrästen Aluminiumplatten montiert, die mit chemischen Schrauben am Umfang der Ausleger befestigt sind.
Drei durchgehende Rillen, die mit Brettern aus demselben Holz verkleidet sind, bilden einen organischen und sich verändernden Schleier auf der Außenseite des Gebäudes, der sein Innenleben widerspiegelt. Dieser Schleier dient als optimierter Filter auf der Grundlage von Sonnenstudien, der sich an die verschiedenen klimatischen Bedürfnisse anpasst und sich von den traditionellen mallorquinischen Pergolen und Jalousien inspirieren lässt. Die Fassadengitter spielen zusammen mit der Querlüftung und einem Wärmerückgewinnungssystem eine zentrale Rolle bei der Maximierung der Energieeffizienz des Gebäudes.
Hinter den Holzgittern befinden sich große Fenster, die aus dem Holz der Rotkiefer Sepi" gefertigt sind und den geforderten Passivhausstandard erfüllen. Dieses Holz ist zur besseren Pflege und Haltbarkeit schokoladenbraun gebeizt und steht im Kontrast zur äußeren Lamellenfassade. Die Wahl dieses Materials und seiner Oberfläche zielt darauf ab, Wärme in den Innenraum zu bringen und die natürlichen und edlen Materialien, die im gesamten Projekt verwendet wurden, hervorzuheben.
Die Balkone mussten thermisch von der Innenkonstruktion getrennt werden, um Wärmebrücken zu vermeiden. Dies wurde durch einen linearen Strukturverbinder mit eingebauter Wärmedämmung erreicht, der zwischen dem Rand der Decke und den Balkonen angebracht wurde. Diese als HIT-HP/SP MVX-Anker bezeichneten Verbinder nehmen Schubkräfte in beide Richtungen und negative Kippmomente auf. Sie werden in Abschnitten von etwa einem Meter Länge eingebaut, wobei ihre Platzierung im Plan auf der Grundlage der Lastanforderungen für jeden Verbinder festgelegt wird.
Eine undurchsichtige Betonfassade für mehr Privatsphäre
Die Fassade der Schlaf- und Badezimmer, die als die privatesten Bereiche der Wohnungen gelten, hat eine Außenverkleidung aus gerippten GRC-Platten. Diese Platten enthalten Öffnungen für die Belichtung und Belüftung der Räume. Sie sind mit einem zehn Zentimeter dicken Ständerwerk versehen und enthalten eine innere Wärmedämmung, die im GFK eingekapselt ist.
Die Installation der GFK-Paneele erfolgte nach der Fertigstellung der Struktur, wobei jedes Paneel durch Anker in jedem Stockwerk gestützt wurde. Hinter den Paneelen wurde eine fünf Zentimeter dicke Schicht aus Polyurethanschaum und eine 11,5 Zentimeter dicke Ziegelummantelung angebracht.
Um die Luftdichtheit zu gewährleisten, wurde eine dampfbremsende und luftdichte Membran auf die Innenseite des Ziegelmantels aufgebracht, die von der unteren bis zur oberen Betonplatte reicht. Diese Membran trägt dazu bei, das Eindringen von Luft in die Häuser zu begrenzen, und wurde getestet, um etwaige Probleme mit der Luftdichtheit zu beheben.
Im Inneren der Häuser wurde eine Trennwand mit Wärmedämmung aus Steinwolle und doppeltem Hohlziegel mit einer Dicke von sieben Zentimetern errichtet. Sie ist innen mit einem Kalkmörtelanstrich versehen, der die Einbettung von Installationen wie Mechanismen und Lichtpunkten ermöglicht.