Volkshaus Basel Hotel

Volkshaus Basel Hotel
© Robert Rieger

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Die Ursprünge der Burgvogtei, später Volkshaus Basel, lassen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Von Beginn an war dieser Ort von einer konzentrierten Nutzungsvielfalt geprägt – ein Stück Stadt in der Stadt. Die 1845 auf dem Areal der Burgvogtei erstellte Brauerei mit angeschlossener Gastwirtschaft wird 1874 durch eine Bier- und Konzerthalle ergänzt. Nach der Übernahme des Areals durch die Stadt Basel im Jahre 1905 entwickelt es sich bald darauf zu einem zentralen Treffpunkt für politische, soziale und kulturelle Aktivitäten. Das auf Dauer unzureichende Angebot an Veranstaltungsräumen führt 1919 zu einem Wettbewerb, aus dem der Architekt Henri Baur als Gewinner hervorgeht. 1925 wird der Neubau des Volkshaus Basel mit der Integration der vorhandenen Konzerthalle, ergänzt durch weitere Säle von verschiedener Grösse, Büro- und Sitzungsräume, Laden, Restaurant sowie Unterkünfte für Personal eröffnet. In den siebziger Jahren entgeht das Volkshaus nur knapp einem Abriss, woraufhin der Gebäudekomplex im Zuge einer grundlegenden Renovation eine vollständige Innenerneuerung erfährt. Obwohl die Umbaumassnahmen das Volkshaus gebäudetechnisch auf den neuesten Stand bringen, sind Charakter und Identität des Volkshauses stark beeinträchtigt. Von der ursprünglichen Architektur der Bier- und Konzerthalle ist nichts mehr zu spüren. Der Konzertsaal ist von den akustischen Anforderungen der Nutzung als Orchesteraufnahmestudio bestimmt. Sämtliche Galerien und Fensteröffnungen sind vermauert. Genauso ist auch die Bar und die Brasserie in einem Masse verändert worden, dass von dem originalen Raumeindruck kaum etwas erhalten ist. Vor allem durch die Integration der Haustechnik ist die ursprüngliche Architektur der Räume regelrecht verbaut. Auch die Nutzungsvielfalt wird stark eingeschränkt, da der Kopfbau fortan hauptsächlich für Büroräumlichkeiten genutzt wird.

In mehreren Schritten bauen wir das Volkshaus seit 2011 Stück für Stück um und führen auch die verloren gegangenen Nutzungen wie Unterkunft und Laden wieder ein. Wir erhoffen uns durch unsere Eingriffe diesen für Basel so besonderen Ort in seiner Nutzungsvielfalt wieder zu beleben und gleichzeitig dem Volkshaus seine architektonische Identität zurückzugeben. Unsere Eingriffstiefe ist von Raum zu Raum unterschiedlich, bestimmt durch die programmatischen Anforderungen und informiert durch eine gründliche Bestandsanalyse. Es geht uns darum, das Volkshaus in seiner gesamten Vielschichtigkeit und Komplexität zu erhalten, basierend auf der originalen Architektur von 1925 und geprägt von der eigenen Geschichte.

Im Jahr 1925 wird der Neubau des Volkshaus Basel mit Konzerthalle, Restaurant, Bar und Laden eröffnet. Im Vorderhaus befinden sich Sitzungssäle und Büros für die Verwaltung sowie Wohnungen für Hauswart und Verwalter. Darüber, im Dachgeschoss, befinden sich Schlafzimmer für das Personal. In den siebziger Jahren werden sämtliche Geschosse in Büroflächen umgebaut. Ein Konvolut aus Resopalplatten, Nadelfilz-Teppichfliesen, abgehängten Akustikdecken und Kunststoffkabelkanälen überzieht wie eine plastifizierende Kruste die historische Bausubstanz.

Genau 95 Jahre später, und acht Jahre nach der Wiedereröffnung des neu renovierten Volkshaus Basel, kann nun auch der Kopfbau – von der reinen Büronutzung befreit – als Hotel mit 45 Zimmern vollständig in das Volkshaus Basel integriert werden. Damit ist das Volkshaus Basel in seiner ursprünglichen Nutzungsvielfalt reanimiert und in Gänze der Öffentlichkeit zugänglich.

Analog zu unserer Vorgehensweise bei der Renovation der Brasserie, der Bar und den kleinen Veranstaltungssälen im Jahre 2012 haben wir zunächst die Räume von den Einbauten und Verkleidungen der Siebziger befreit, immer in der Hoffnung, auf interessante historische Substanz zu stossen. Schnell wurde deutlich, dass mit Ausnahme der Fenster nichts von der originalen Substanz erhalten geblieben ist und so mussten wir für den Entwurf auf andere Hinweisgeber zurückgreifen. Da waren zunächst die historischen Pläne von den Personalschlafzimmern im Dachgeschoss – einfache Zimmer mit Bett, Schrank und Waschbecken, wie sie auch heute noch, gerade in der Schweiz, oft in historischen Hotels vorzufinden sind. Dann gab es auf den anderen Stockwerken entlang des zentralen Korridors durchgehende Schrankwände mit eingelassenen Türen, durch die man die Verwaltungs- und Sitzungszimmer betreten hat. Und schliesslich griffen wir auf unseren Umbau von Brasserie und Bar aus dem Jahr 2012 zurück, um im gesamten Volkshaus eine in sich stimmige und sorgfältig ausgewählte Material- und Formensprache zu verwenden, wie dies sicherlich auch der Fall im Volkshaus von 1925 war.

Unsere Idee ist, dass man die Hotelzimmer durch eine tiefe Schrankwand hindurch betritt. Diese ist nicht nur Garderobe und Stauraum für das Zimmer, sondern beherbergt auch die Toilette und die Dusche. Beide Räume sind vollständig in den über die gesamte Zimmerbreite reichenden und aus schwarz gebeiztem Eichenholz gefertigten Schrank integriert. Damit dies möglich ist, drückt sich die Dusche als Wandvorsprung etwas nach aussen in den Hotelflur und gibt diesem eine rhythmisierende Struktur. Schwarz und dunkelgrün glasierte Keramikfliesen unterstreichen ein Gefühl der Geborgenheit in diesen zwei passgenauen und präzise eingefügten Räumen. Ovale Fenster (analog zu den ovalen Fensterelementen der Brasserie und Bar) ermöglichen den Ein- und vor allem Ausblick aus Dusche und WC. Die Dusche ist in den meisten Zimmern so platziert, dass auch ein Blick quer durchs Zimmer und damit aus dem Fenster möglich ist. Der Rest des Zimmers ist offen. Einzig eine mittig angeordnete, mit schwarzem Glas verkleidete Schachtwand fungiert als Raumteiler und formt gleichzeitig die Rückwand für den frei im Raum stehenden Waschtisch.

Zum Zimmer hin verschwindet dieses Wandstück hinter weichen dicken Vorhängen, die bei Bedarf zugezogen werden können, um den Schlaf- vom Eingangsbereich abzutrennen. Direkt vor diesen Vorhängen befindet sich das ebenfalls mittig angeordnete Bett, mit einem Rückenteil aus Eichenholzlatten, welche die für das Volkshaus Basel spezifisch entwickelten Biergartenbaumbänke referenzieren. Die Zimmerfenster sind aufwändig restauriert und so original wie möglich belassen. Die Vorhänge davor sind noch einmal dieselben wie die zur Teilung des Raumes, und nehmen mit ihrem verwaschenen Grünton die immer wieder im Volkshaus Basel verwendete Farbe Grün auf. Die Wände sind mit auf Tapeten übertragenen Radierungen aus dem 17. Jahrhundert tapeziert und schlagen damit die Brücke zu den Anfängen des Volkshauses. Zusammen mit den gezogenen Vorhängen an Fenster und Raumteiler entsteht so ein „textiler“ Schlafraum, der Geborgenheit vermittelt. Der Boden ist ein dunkler Terrazzo in Anlehnung an die auch sonst im Haus verwendeten und sehr vielseitigen Terrazzoböden. Neben einem einfachen Tisch mit dem für die Bar und Brasserie konzipierten Volkshausstuhl befindet sich in jedem Zimmer noch ein von uns entwickelter Lounge Chair mit dazugehörigem Ottoman, der auch als Kofferablage genutzt werden kann. Durch den respektvollen Umgang mit der historischen Gebäudestruktur ist jedes Zimmer ein wenig anders und hat dadurch einen ganz eigenen Charakter.

Im Erdgeschoss befindet sich gespiegelt zur Bar die neue Hotellobby. Diese ist wie ein „Negativ“ der Bar gestaltet – eine ungleiche Kopie mit einem inversen Farbkonzept. Der Mosaikboden ist hier schwarzgrün, die Wände oberhalb des Brusttäfers und die Decke sind weiss gehalten. Auch stellen wir den Durchbruch mit der originalen Tür, inklusive den flankierenden „Schaufenstern“ zum zentralen Durchgang Richtung Biergarten und Konzertsäle, wieder her. Und wie im Jahr 1925 wird die Lobby gleichzeitig auch ein Laden für Kleinigkeiten sein. Mit dem Umbau der Bar und Brasserie, sowie des Biergartens und der angrenzenden Säle im Jahr 2012, wird nun mit der Fertigstellung des Hotels das Volkshaus Basel in seiner ganzen Vielschichtigkeit als Stück Stadt in der Stadt wiederbelebt.

Project credits

Architect and Interior Designer
Sanitary Installations
Construction Management
Building Physics / Acoustics
Painter Interiors and Exteriors
Upgrading existing windows

Product spec sheet

Sink
VAL by Laufen
Wall and floor lamps
Pendant lamp
Furniture
Volkshaus chair by Horgenglarus
Lamp
Bedside lamp by 2f-Leuchten Ges.m.b.H.
Supplier: Faucets

Project data

Projektname auf Englisch
Volkshaus Basel Hotel
Projektjahr
2020
Kategorie
Hotels
Applied Products
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