Hof Wendenius
Der baufällige Dreiseitenhof, bestehend aus vier Gebäuden, die früher als Wohnhaus, Werkstatt mit Schweinestall, Scheune und Remise genutzt wurden, liegt im ländlichen Hainau. Er wurde von seinem Namensgeber Wendenius Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Das Konzept für das Ensemble stand schnell fest, die Gebäude wurden durch eine umfangreiche Sanierung wieder zum Leben erweckt und zu einem Ferienhaus mit Eventscheune umgebaut.


Bei der Umsetzung wurde besonderer Wert auf die Verwendung von ökologischen und nachhaltigen Baustoffen wie Lehm, Schilf, Schiefer, Leinöl und Holzweichfaser gelegt. Die marode Bausubstanz des Ensembles wurde von Grund auf in Angriff genommen und nach den örtlichen Richtlinien des Denkmalschutzes saniert.

Gästehaus
Das ehemalige Wohnhaus war stark von den typischen Renovierungsarbeiten der 60er bis 90er Jahre gezeichnet. Die Räume waren dunkel, beengt und muffig. Nach Freilegung der Bausubstanz wurde das Bild noch erschreckender. Es gab aber auch positive Überraschungen. Im gesamten Haus fanden sich unter Tapeten und dicken Anstrichen historische Wandmalereien. Diese wurden in mühevoller Kleinarbeit restauriert. Ein eingemauertes historisches Fenster entpuppte sich als Vorlage für die neuen Holzfenster, die vom Schreiner angefertigt wurden. Die Aufsparrendämmung wurde so gestaltet und detailliert, dass die Eleganz des historischen Dachaufbaus erhalten blieb. Die Konstruktion sollte nicht nur von außen nicht sichtbar sein, vielmehr sollten die filigranen Proportionen des ursprünglichen Daches erhalten bleiben.

Speisehaus
Das ursprüngliche Gebäude wurde in zwei Teile geteilt, in denen eine Werkstatt und ein Schweinestall untergebracht waren. Wände und Deckenelemente wurden entfernt, um ein einziges großzügiges Raumkontinuum zu schaffen. Die Küche wurde im Bereich des ehemaligen Schweinestalls installiert und ist nun von einer umlaufenden U-förmigen Betonwand umgeben. Die Betonwand erfüllt vier Funktionen: Sie ist Ringanker, Träger, Abdichtung und enthält Heizelemente. Durch eine Kernaktivierung wird der gesamte Innenraum des Gebäudes zentral über die Betonwand mit angenehmer Strahlungswärme versorgt. Das Sichtbetontreppenhaus ist innen hohl und enthält die Haustechnik.
Die denkmalgeschützten Fenster wurden umfangreich saniert. Weitere Öffnungen wurden mit Festverglasung und einem äußeren Holzrahmen versehen. Die Fassade wurde komplett vom alten Putz befreit, um die gesamte Gebäudestruktur freizulegen und erhielt einen historischen Natursteinschlammanstrich in hellem Weiß-Grau.
Ohne dem Gebäude eine eigenständige Gestaltungsästhetik zu verleihen, sollte es durch zurückhaltende Eingriffe seine Ästhetik unterstreichen. Das Gestaltungskonzept besteht aus einer zeitgemäßen Interpretation des Materials. Die verwendeten Materialien sind in ihrer Farbgebung und Textur ebenso einfach und funktional wie die des Bestandsgebäudes. Durch das "Einfrieren" des Bestandsgebäudes in Weiß-Grau-Tönen wird eine Harmonie von Alt und Neu gleichermaßen geschaffen.

Scheune
Der Umbau der alten Scheune zu einer Eventlocation war eine große technische Herausforderung. Die Anforderungen an Statik, Schallschutz und Brandschutz erwiesen sich als enorm. Gerade weil das bestehende Gebäude für diese Art der Nutzung auf den ersten Blick einfach nicht geeignet war. Das Fundament musste in kleinen Schritten entlang eines vorgegebenen Rasters (alle 1,25 m) komplett erneuert werden. Das vorhandene Dach wurde durch ein erzwungenes Schallschutzdach ersetzt. Um die Lärmschutzvorschriften einzuhalten, mussten im Inneren des Raumes vor die Außenwände Schallschutzwände aus Holz gesetzt werden. Auch die Fenster und das Scheunentor erhielten eine spezielle Schallschutzverglasung.
So blieb von dem bestehenden Gebäude nur eine dünne Außenhaut übrig. Im Gegensatz zur Fachwerkfassade ist der neue Innenraum zurückhaltend und neutral gestaltet.

Remise
Im Erdgeschoss der Remise wurden die Pelletheizung und der Sanitärbereich geplant. Im Stockwerk darüber entstand ein großzügiger Spielbereich für Kinder, in dem ein Billardtisch und eine Kletterwand integriert wurden.

Verwendetes Material :
- Fassade: Naturstein-Schlammfassade in hellem Weiß-Grau, Tubag Trass
- Innenputz: Lehmputz, Yosima, CLAYTEC
- Bodenbelag: Gemischt (Estrich, Holz und Terrazzo)
- Türen: Holz, Sonderlösung
- Fenster: Holz, kundenspezifische Lösung
- Dachfenster: Velux
- Dacheindeckung Gästehaus: Doppelmuldenfalzziegel, Z2, Jacobi
- Dacheindeckung Speisehaus, Scheune und Remise: Blechdach
- Schalter und Steckdosen: Berker, Serie 1930; Gira, E2
- Trockenbauwände: Knauf
- Brandschutzverkleidung: Promat
- Holzfaserplatten: Steico
- Farbe: Caparol